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ung aus dem Flusswasser verschwinden, wird grösser, sobald demselben Sink-
stoffe beigemengt sind. Krüger !) bewies durch eine Reihe von Versuchen,
dass diese Wirkung um so vollkommener ist, je langsamer sich die ver-
wendeten Materiale zu Boden senken, Percy Frankland®) sah ebenfalls
eine Verminderung der Bakterien im Wasser eintreten, wenn er dasselbe mit
fein vertheilten Stoffen schüttelte und diese absetzen liess,
Auf diese Weise können wir die Abnahme der Bakterien wohl be-
greifen, welche Frank®) in der langsam fliessenden Spree fand; für Ströme
mit starkem Gefälle reicht eine solche Erklärung nicht aus. Wenn Prausnitz *)
in der schnell fliessenden Isar eine Verminderung des Keimgehaltes be-
obachtete, und Schlatter®°) an der Limmat konstatirte, dass die Selbstreinig-
ung mit der wachsenden Strömungsgeschwindigkeit sich vergrösserte, so müssen
hier, wo die Verhältnisse für Sedimentirung ungünstig lagen, andere Faktoren
mitgewirkt haben. Als einen solchen hat man die Oxydation aufgefasst,
an welche um so mehr zu denken ist, als das rasche Fliessen des Wassers die
Sauerstoff-Aufnahme begünstigt. Es unterliegt keinem Zweifel, dass der Sauer-
stoff an der Beseitigung der leblosen Verunreinigung, der anorganischen wie
der organischen aktiv betheiligt ist, für die Mikroorganismen trifft dies aber
nicht zu. Durch Versuche, welche ich mit Ozon ausführte ©), konnte ich
nachweisen, dass es gelingt, die widerstandsfähigsten Sporen oder Bakterien,
welche im Wasser aufgeschwemmt waren, in der kürzesten Zeit zu vernichten.
Dieser Erfolg tritt jedoch nur bei destillirtem Wasser auf; sobald das Wasser
oxydirbare Stoffe enthält, wirkt das Ozon erst dann auf die Bakterien ein,
wenn diese Stoffe bis zu einem gewissen Grade oxydirt sind. Es wurden
hiezu bei mässig verunreinigtem Wasser schon so beträchtliche Mengen aktiven
Sauerstoffs benöthigt, dass ich den Schluss ziehen darf, der gewöhnlich im
Wasser gelöste Sauerstoff wird bei dem gleichzeitigen Vorhandensein 0oxy-
dabler, lebloser Substanz eine Schädigung der Bakterien nicht bewirken.
In einen ursächlichen Zusammenhang mit der Abnahme der Bakterien
in Flüssen hat man ferner die Wirkung der Bewegung des Wassers ge-
bracht. Lehrreich ist in dieser Hinsicht ein Versuch v. Pettenkofers. Er
liess in einer kreisförmigen Rinne Sielwasser auf einer Sandunterlage 24
Stunden lang umherfliessen; die Anzahl der Keime verminderte sich hiedurch
von 561000 auf 196200, während in der Kontrolprobe, welche ruhig stehen
blieb, in der gleichen Zeit eine Vermehrung bis zu 1746000 eintrat. An den
Seiten der Rinne hatte sich ein schleimiger Ueberzug von Bakterien gebildet.
In gewissem Sinne fand also durch die Bewegung eine Ausscheidung von
1) Archiv für Hygiene Bd. VII S. 86.
‘) Zentralblatt für Bakteriologie und Parasiten-Kunde Bd. XII S. 122.
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A. a. O.
4) Ueber die Einwirkung des Ozons auf Bakterien, Arb. aus dem Kais. Ges,-Amte Bd,
ZI SS. 218.