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des kaiserlichen Oberfeldherrn, des später so berüchtigt gewordenen
Herzogs Alba. Auch andere Spanier ritten in ziemlicher Menge in
die Stadt, übermütige, ungebärdige Gesellen, die sich nach Gefallen
in die Bürgerhäuser einquartierten, dabei die Hausthüren wohl mit
Gewalt aufstießen, als wenn sie in Feindesland gewesen wären. In
der Bürgerschaft wurde man natürlich darüber höchst aufgebracht und
es kam vor dem Hause eines Lederers Sebastian Rothenburger am
Kornmarkt (Josephsplatz), der sich dem Eintritt eines Fouriers mit
Gewalt wiedersetzte, zu einem Auflauf und gefährlichen Handgemenge,
in dem außer mehreren Bürgern auch einige Spanier tötlich verwundet
und zwei von ihnen gleich auf der Stelle tot liegen blieben. Nur müh—
sam wurde von einigen Ratsabgeordneten die Ruhe wiederhergestellt. An
den Herzog von Alba, der damals in Schwabach weilte, ging eine Rats—
botschaft ab, die den dem Rat höchst unangenehmen Vorfall aufs Beste
entschuldigen sollte. Alba mag recht ungehalten gewesen sein, er
weigerte sich anfangs, selbst nach der Stadt zu kommen, doch ließ er
sich begütigen und noch am nämlichen Abend sah man den finsterblickenden
Herzog mit einigen vornehmen spanischen Herren und 200 berittenen
Zakenschützen, meist Italienern, in die Stadt einreiten. Letztere trugen
sämtlich glimmende Lunten in den Händen. Alba nahm sein Quartier
in dem Scheurlischen Hause unter der Vesten, wo er zwei Tage lang
blieb, nicht ohne, wie man allgemein annahm, vom Rat wegen des
verflossenen Handels „stattliche Present“ empfangen zu haben. Unter
anderem wurde ihm ein künstlerisch gearbeitetes Trinkgeschirr, im
Werte von 212 fl. verehrt. Aus dem Zeughaus überließ man ihm
1Feldschlangen, für die jedoch 1669 fl. in Rechnung gesetzt wurden.
Ob die Nürnberger das Geld jemals erhalten haben mögen? Der Rat
ließ sich übrigens den Exceß der Seinen wohl angelegen sein und viele von
denen, die sich an dem Aufruhr beteiligt hatten, wurden mit Gefängnis
oder zeitweiliger Verweisung von der Stadt bestraft. Manche, wie
der Rothenburger, hatten es bereits vorgezogen, das Weite zu suchen.
Uebrigens fielen auch noch an anderen Orten in der Stadt allerlei
böse Händel mit den Spaniern vor und namentlich in der Umgegend,
in Lauf, in Reicheneck u. s. w. hielt das kaiserliche Kriegsvolk gar
„übel Haus.“ In Poppenreuth wurde sogar die Kirche geplündert.
Der spanischen Einquartierung folgte am 24. März 1546 deut—
sches Fußvolk, acht Fähnlein, etwa 2400 Mann. Sie betrugen sich
aber kaum besser als die Spanier. Noch an demselben Tage kam denn
endlich auch der Kaiser selbst wieder nach Nürnberg. Der hohe Herr,
den sein gichtisches Leiden in jenen Tagen ärger plagte, denn je, saß in
einer Sänfte und sah sehr übel aus. Der Einzug fand ohne alle