Objekt: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1916 (1916 (1919))

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des kaiserlichen Oberfeldherrn, des später so berüchtigt gewordenen 
Herzogs Alba. Auch andere Spanier ritten in ziemlicher Menge in 
die Stadt, übermütige, ungebärdige Gesellen, die sich nach Gefallen 
in die Bürgerhäuser einquartierten, dabei die Hausthüren wohl mit 
Gewalt aufstießen, als wenn sie in Feindesland gewesen wären. In 
der Bürgerschaft wurde man natürlich darüber höchst aufgebracht und 
es kam vor dem Hause eines Lederers Sebastian Rothenburger am 
Kornmarkt (Josephsplatz), der sich dem Eintritt eines Fouriers mit 
Gewalt wiedersetzte, zu einem Auflauf und gefährlichen Handgemenge, 
in dem außer mehreren Bürgern auch einige Spanier tötlich verwundet 
und zwei von ihnen gleich auf der Stelle tot liegen blieben. Nur müh— 
sam wurde von einigen Ratsabgeordneten die Ruhe wiederhergestellt. An 
den Herzog von Alba, der damals in Schwabach weilte, ging eine Rats— 
botschaft ab, die den dem Rat höchst unangenehmen Vorfall aufs Beste 
entschuldigen sollte. Alba mag recht ungehalten gewesen sein, er 
weigerte sich anfangs, selbst nach der Stadt zu kommen, doch ließ er 
sich begütigen und noch am nämlichen Abend sah man den finsterblickenden 
Herzog mit einigen vornehmen spanischen Herren und 200 berittenen 
Zakenschützen, meist Italienern, in die Stadt einreiten. Letztere trugen 
sämtlich glimmende Lunten in den Händen. Alba nahm sein Quartier 
in dem Scheurlischen Hause unter der Vesten, wo er zwei Tage lang 
blieb, nicht ohne, wie man allgemein annahm, vom Rat wegen des 
verflossenen Handels „stattliche Present“ empfangen zu haben. Unter 
anderem wurde ihm ein künstlerisch gearbeitetes Trinkgeschirr, im 
Werte von 212 fl. verehrt. Aus dem Zeughaus überließ man ihm 
1Feldschlangen, für die jedoch 1669 fl. in Rechnung gesetzt wurden. 
Ob die Nürnberger das Geld jemals erhalten haben mögen? Der Rat 
ließ sich übrigens den Exceß der Seinen wohl angelegen sein und viele von 
denen, die sich an dem Aufruhr beteiligt hatten, wurden mit Gefängnis 
oder zeitweiliger Verweisung von der Stadt bestraft. Manche, wie 
der Rothenburger, hatten es bereits vorgezogen, das Weite zu suchen. 
Uebrigens fielen auch noch an anderen Orten in der Stadt allerlei 
böse Händel mit den Spaniern vor und namentlich in der Umgegend, 
in Lauf, in Reicheneck u. s. w. hielt das kaiserliche Kriegsvolk gar 
„übel Haus.“ In Poppenreuth wurde sogar die Kirche geplündert. 
Der spanischen Einquartierung folgte am 24. März 1546 deut— 
sches Fußvolk, acht Fähnlein, etwa 2400 Mann. Sie betrugen sich 
aber kaum besser als die Spanier. Noch an demselben Tage kam denn 
endlich auch der Kaiser selbst wieder nach Nürnberg. Der hohe Herr, 
den sein gichtisches Leiden in jenen Tagen ärger plagte, denn je, saß in 
einer Sänfte und sah sehr übel aus. Der Einzug fand ohne alle
	        
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