Metadaten: Die neue Zeit

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Rottmann war aus seinen Gedanken gerissen 
und er wanderte rascher weiter, durch das Dunkel 
des Mauerweges hinaus in die heiße Luft unter 
dem wolkenlosen Himmel. Er betrat den Holzsteg, 
der über den Außengraben der Stadt führte, und 
kam in ein kleines, wildes Kastanienwäldchen. Er 
mußte ordentlich waten in dem tiefen roten Sand 
des Fußweges. Die Bäume gaben wohl Schatten, 
aber welk und schlaff hingen die breiten Blätter, 
grau und verstaubt. Die kleinen Früchte der Roß⸗ 
kastanien waren schon vorzeitig abgefallen. 
Nach kurzer Wanderung stand Rottmann an 
einem steil abfallenden Weg. Vor ihm breitete sich 
die Ebene aus; die langgestreckten, einstöckigen 
Sommerhäuser lagen mit ihren großen Gärten in— 
mitten der Felder. Hinten am Horizont blitzte das 
Kreuz der Kirchhofskapelle von Sankt Johannis auf 
und das Glöckchen läutete den Feierabend ein. Und 
über den leuchtenden Kornfeldern, über der trockenen, 
rissigen Erde wölbte sich immer noch der wolkenlose 
Himmel. — 
Da entdeckte das scharfe Auge Rottmanns am 
Horizont eine blasse, dunstige Wolke — klein, fast 
unsichtbar noch — aber sie wurde bald größer, fie 
wuchs rasch, zusammengeballt stieg sie auf und nahm 
immer härtere Konturen an. — 
Rottmann ging schnell die kleine Anhöhe hinab. 
Der Staub zu seinen Füßen wurde aufgewirbelt, 
die welken Blätter der Akazienbäumchen am Fahr— 
wege raschelten leise. 
Besorgt sah Rottmann zu der einsamen Wolke 
auf, dann schweifte sein Blick über die weiten Felder 
und Gärten. Der leichte Wind hatte sich schon 
wieder gelegt. Rottmann eilte an den hellgestrichenen
	        
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