Objekt: Geschichte der Reichsstadt Nürnberg

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das große Werk der Reformation. Am 31. October hatte 
Dr. Martin Luther an der Schloßkirche zu Wittenberg seine 
95 Sätze angeschlagen, und dadurch auf immer mit der herr— 
schenden Kirche gebrochen. Der kühne, unerschrockene Mann 
war nach Worms berufen worden, um sich dort vor dem 
Kaiser und den versammelten Fürsten zu verantworten, und 
seine Lehre zu vertheidigen. Als man unbedingten Wi— 
derruf von ihm verlangte, der muthige Reformator aber 
sein letztes Wort: „ich kann nicht anders, Gott helfe mir, 
Amen!“ gesprochen hatte, erschien bald gegen ihn ein kaiserl. 
Mandat, das unter dem Namen des Wormser Cdikts be— 
kannt ist. Luther hieß darin ein Unsinniger und Besessener, 
es wurde daran erinnert, wie ihn der Papst bereits als einen 
hartnäckigen und verstockten Ketzer, für ein abgeson— 
dertes Glied erklärt habe. Er und seine Freunde und An— 
hänger wurden in die Acht erklärt, jeder solle sie nieder⸗ 
werfen und fahen dürfen; Luthers Bücher sollte Niemand 
kaufen, verkaufen, lesen, abschreiben, drucken noch drucken 
lassen, sondern sie mit Feuer verbrennen, allewege gänzlich 
abthun, vernichten und vertilgen. Dieses Edikt war in latei— 
nischer und deutscher Sprache abgefaßt, wurde gleich am 
Tage seiner Erscheinung, den 26. Mai 1521, in der Haupt— 
kirche zu Worms öffentlich abgelesen, und sodann zur Dar— 
nachachtung hinausgesandt in das Reich. 
Aber Luthers Blitze, getragen von den Sturmesflügeln 
der Guttenberg'schen Erfindung, hatten bereits allenthalben 
gezündet, und das ausbrechende Feuer konnte durch keines 
Menschen Hand mehr gedämpft werden. 
So auch in Nürnberg. Die Stadt hatte sich von jeher 
in kirchlichen Angelegenheiten stets auf den Standpunkt der 
Mäßigung gestellt, und Ketzerwitterer hatten auch in frühern 
Zeiten nie großen Erfolg daselbst erzielt. Der Nürnberger 
war Kaufmann, er hatte als solcher nüchternen Sinn und 
eine klare Anschauung seiner Umgebung gewonnen, mit der 
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