234
das große Werk der Reformation. Am 31. October hatte
Dr. Martin Luther an der Schloßkirche zu Wittenberg seine
95 Sätze angeschlagen, und dadurch auf immer mit der herr—
schenden Kirche gebrochen. Der kühne, unerschrockene Mann
war nach Worms berufen worden, um sich dort vor dem
Kaiser und den versammelten Fürsten zu verantworten, und
seine Lehre zu vertheidigen. Als man unbedingten Wi—
derruf von ihm verlangte, der muthige Reformator aber
sein letztes Wort: „ich kann nicht anders, Gott helfe mir,
Amen!“ gesprochen hatte, erschien bald gegen ihn ein kaiserl.
Mandat, das unter dem Namen des Wormser Cdikts be—
kannt ist. Luther hieß darin ein Unsinniger und Besessener,
es wurde daran erinnert, wie ihn der Papst bereits als einen
hartnäckigen und verstockten Ketzer, für ein abgeson—
dertes Glied erklärt habe. Er und seine Freunde und An—
hänger wurden in die Acht erklärt, jeder solle sie nieder⸗
werfen und fahen dürfen; Luthers Bücher sollte Niemand
kaufen, verkaufen, lesen, abschreiben, drucken noch drucken
lassen, sondern sie mit Feuer verbrennen, allewege gänzlich
abthun, vernichten und vertilgen. Dieses Edikt war in latei—
nischer und deutscher Sprache abgefaßt, wurde gleich am
Tage seiner Erscheinung, den 26. Mai 1521, in der Haupt—
kirche zu Worms öffentlich abgelesen, und sodann zur Dar—
nachachtung hinausgesandt in das Reich.
Aber Luthers Blitze, getragen von den Sturmesflügeln
der Guttenberg'schen Erfindung, hatten bereits allenthalben
gezündet, und das ausbrechende Feuer konnte durch keines
Menschen Hand mehr gedämpft werden.
So auch in Nürnberg. Die Stadt hatte sich von jeher
in kirchlichen Angelegenheiten stets auf den Standpunkt der
Mäßigung gestellt, und Ketzerwitterer hatten auch in frühern
Zeiten nie großen Erfolg daselbst erzielt. Der Nürnberger
war Kaufmann, er hatte als solcher nüchternen Sinn und
eine klare Anschauung seiner Umgebung gewonnen, mit der
n
u
di
P
s
4X
eq
—
—7
9