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„Freilich,“ bestätigte Eleonore eifrig, „er hat sich aber auch
seinen Umgang nur unter tüchtigen Männern und strebsamen
jungen Herren gewählt und mit ihnen fleißig studiert. Von allen
ist ihm jedoch der Franz Crailsheim stets der liebste gewesen.“
Eva schwieg und arbeitete anscheinend ruhig weiter.
„Ich habe den Crailsheim auch sehr gern,“ fuhr die Aeltere
fort, „er hat so etwas Ernstes und Gesetztes an sich. —
Bartholomäus sagte mir, er beschäftige sich eingehend mit einer
größeren, genealogischen Arbeit.“
Eva schwieg beharrlich weiter und stichelte ohne aufzu—
sehen fort.
„Dein Vater erzählte mir, er habe ihm manche seiner
Fragen beantworten können, da seine Arbeit sich auf unsre
steirischen Familien hier in Nürnberg bezöge.“
Eva, die erst so lustig geplaudert hatte, schien gänzlich ver—
stummt zu sein.
„Hat Dir Onkel Karl nicht auch davon erzählt?“ fragte
Eleonore nun direkt, um Eva zu einer Antwort zu veranlassen.
„Doch, der Vater erwähnte es gelegentlich.“
Pause. —
Vorsichtig, damit die Base keinen Verdacht schöpfen solle,
fuhr die junge Diplomatin fort: „Nun, da kommt wohl Crails—
heim ost zu Euch, um gemeinsam mit Deinem Vater zu arbeiten?“
„O ja, öfter.“
„Das ist doch für Deinen Vater, der so zurückgezogen lebt,
recht angenehm! Er schätzt ihn wohl sehr hoch?“
Ohne von ihrer Näherei aufzusehen, meinte Eva, ein klein
wenig rot werdend: „Ja, der Vater hat ihn sehr gern und lobt
seine Kenntnisse.“
„Dabei kann er sehr unterhaltend sein,“ meinte Eleonore.
Wieder eine Pause.
„Ueberhaupt ein so gediegener Charakter —“
„Auch ein wirklich sehr hübscher Mensch!“ — — — —
Eva wurde zwar noch um einen Schein röter, schwieg aber
wieder beharrlich.
Hm! dachte Eleonore, aus der kleinen versteckten Person ist
auf diese Art nichts herauszubekommen, da müssen wir es mit
kräftigeren Mitteln versuchen. Mit möglichst gleichgiltiger Miene,
aber ihr Gegenüber scharf beobachtend, warf sie so hin: „Für