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Untersuchung an Ort und Stelle und auf Grund von Vergleichen
photographischer Detail-Aufnahmen für völlig ausgeschlossen er-
Kglären. Die Münnerstädter Flügelbilder aber gehören in eine Zeit,
die dem Krakauer Aufenthalte nicht allzu fern liegt, und das recht-
iertigen die Anhaltspunkte für die Zeitbestimmung des Altars,
die sich den in der Quittung genannten Personen zufolge auf-
stellen lassen. Als Besteller des Altars werden darin ausser
dem Bürgermeister und Rat der Komtur Nicolaus Molitoris, der
zwischen 1490 und 1515 verschiedentlich als Vorsteher der in
Münnerstadt angesiedelten Deutschherrenordenskommende er-
wähnt wird !°’), und Johann Kunig, der 1502 als Pfarrer genannt
wird, aber vor 1507 aus seinem Amte geschieden sein muss,
aufgeführt.!°®) Im Zusammenhang mit dem Altar steht aller
Wahrscheinlichkeit nach auch die alte Notiz, dass im Jahre 1501
die Witwe Katharina Kirchner für die „grosse tafel im chor uf
dem hohen altar“ einen Geldbetrag in ihrem Testament bestimmt
nat. Demnach muss der Altar in dem Zeitraum zwischen 1501 und
1506 von Stoss geliefert worden sein. Bedenkt man nun ferner,
lass Veit Stoss mit dem Altarwerk selbst, wie er in der Quit-
cung sagt, nach Münnerstadt gekommen war und dass er von
{503 ab die Stadt nur mit besonderer Erlaubnis des Rates ver-
‚assen durfte, so möchte man, wenn auch dieses Verbot von
Stoss nicht immer streng beachtet wurde, doch annehmen, dass
der Altar abgeliefert war, ehe die Fehde seines Schwiegersohnes
Jörg Trummer, dessen Bruder Hans: Trummer Bürger zu Münner-
stadt war, gegen Nürnberg begonnen hatte. In den ersten
jahren des 16. Jahrhunderts werden wir also diese Arbeit für
den Altar uns entstanden denken müssen.
Sucht man weiter nach Fragmenten vom Stoss- Altar, so
entdeckt man in der Mitte des heutigen modernen an der Chor-
wand stehenden Hochaltars, für den Reste vom Riemenschnei-
derschen Altar verwendet sind, das bemalte Reliet einer Kreu-
zigung,1°%) das auf die Herkunft aus der Stoss-Werkstatt deutet,
107) Diesem war das Pfarramt der Stadt übertragen.
105) Nicolaus Reininger, Münnerstadt und seine nächste Umgebung. Würzburg
1852 p. 72.
109) 1,50 m hoch, 0,95 m breit (Christus am Kreuz 0,70 m, die übrigen
Figuren 0,68 m gross).