Erftes Kapitel.
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hebräifhen Infeohriften und in der horhalle des weißen
Zhurme8, in deffen Nähe der IudenkirHhHof war, fieht
man einige Grabfteine. Einer davon fagt, unter ihm fet
ein Rabbi gelegen und der andere fpricht von einer früh
verftorbenen Jungfrau und fügt mit frommer Cinfalt bei:
„ihre Seele fei eingebunden im Bündelein der Lebendigen.‘
Das Jahr 1356 brachte für Nürnberg fehr glänzende
und ewig denkfwürdige Zeiten durch den berühmten und
folgenreidhen Neichs= und Hoftag, den Karl IV, zu Nürnz
berg damals abhielt und auf dem das deutfhe Reichs:
und Grundgefeß berathen, abgefaßt und von den Fürften
am Weihnachtöfefte feierlidh befhworen wurde. Von dem
angehängten, in goldener Kapfel befindlidhen Siegel erhielt
biefes wichtige Statut, den Namen „goldene Bulle“. Die
Nechtsgelehrten und Delegirten des Kaifers, der Chur:
und NReichsfürften,” welde die Redaktion des Gefebes8 bez
Torgten, hielten ihre Sigungen in dem Haufe S. Nr. 649
der Straße zum goldenen Schild, ganz in der Nähe der
Koiferburg. Diefes Haus gehörte früher der adeligen
Familie von Orundherr, ift aber jeßt in den Defiß des
Budhdrucer8 Scbald übergegangen.
Fortwährend blieb Nürnberg die erkorene Xieblingsftadt
Des Kaifers und um das Band, das den Fürften mit
Noris immer fefler verknüpfte, noch mehr zu Dbefeltigen,
fügte e8 ein angenehmer Zufall, daß die Kaiferin fait
unerwartet zu Nürnberg im Jahre 1361 eines Söhnleing,
ihres Erftgebornen, genas, Der Prinz empfing die heilige
Taufe in der St, Schalbskirhe, auf dem dafelbft noch be
Ändliden, aus Erz gegoffenen Tauffteine, dur den Erz:
bifdof von Prag und erhielt den Namen Wenzel.