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In Mittelfranken blühte das Leuchtenberg’sche Eisenwerk Obereich
städt mit dem Filialwerke (Hammerwerke) Hagenacker als Eisengiesserei
mit Hohofenbetrieb bis zum Hereinbruche der Katastrophe, welche allen
Holzkohlenhohöfen den Untergang bereitete. Die herzogl. Leuchtenberg”-
schen Werke gingen gegen das Jahr 1856 in die Hände der bayer. Re-
yierung über und wurden bis 1860 von der k. Regierung von Mittelfranken
verwaltet. 1859 wurden zum Zwecke der Uebernahme der Verwaltung von
Seite der k. General-Bergwerks- und Salinenadministration durch einen
Kommissär eingehende Erhebungen über Betrieb, Absatz und Rentabilität
genannter beider Werke und hiedurch dem Hohofenbetriebe in Obereichstädt
ein Ende gemacht. Man verarbeitete dort ehedem Ooolithische Erze aus
der Doggerformation mit kaum 19° Eisen und sehr grossem Kieselgehalte;
die Erze wurden auf einem sehr mächtigen Flötze bei Pfraumfeld (unweit
Ellingen) gewonnen und den weiten Weg nach Öbereichstädt per Achse
gefahren; gattiert wurden diese Erze mit Bohnerzen, welche auf dem Eich-
städter Hochplateau des Jura mittelst Tagebauten und primitiver Wäschen
yewonnen wurden; die ehemals reichen Waldungen der Leuchtenberg’schen
Besitzung lieferten vorzügliche, meist harte Holzkohlen. Die erzeugten
(Jusswaren, insbesondere Feinguss, OÖfen- und Maschinenguss hatten wegen
ihrer besonderen Weichheit, Schärfe und Reinheit weiten Ruf genossen.
Das Hammerwerk Hagenacker arbeitete bis 1882 unter Verarbeitung von
altem Materiale, zuletzt meist alten Eisenbahn-Bandagen und Schienen fort,
musste jedoch 1883 dem Verkaufe preisgegeben werden. Das Werk ÖOber-
pichstädt besteht noch als gutbetriebene Kupulo-Ofengiesserei und Maschinen-
werkstätte unter ärarialischer Leitung fort. Dasselbe hat mit zahlreichen
Kupuloofengiessereien in Mittelfranken, insbesondere Nürnberg, den Kon-
kurrenzkampf zu bestehen.
In Oberbayern waren es zunächst die k, Eisenwerke Bergen und Eisen-
ärzt, dann die gewerkschaftlichen Hüttenwerke Achthal, Hammerau und
Hohenaschau, der Wieninger’sche Eisenhammer Hammer bei Teisendorf,
das Rechel’sche Blechwalzwerk bei Altötting, welche als Hüttenwerke bis
in die neuere Zeit ihren Betrieb fortsetzten. Die ältesten Werke waren
die vier erstgenannten, welche auf die Verarbeitung des aus dem Krössen-
und Freiberger (zwischen Siegsdorf und Teisendorf) oolithischen Eisenerzen
erblasenen Roheisens für Giesserei-, Hammer- und Walzwerksprodukte sich
basierten. Der KEisensteinbergbau war teils in den Händen des Staates,
der Bergen im Jahre 1800 von Freiherrn von Freyberg auf Hohenaschau
übernahm, teils in den Händen der Achthal-Hammerauer Gewerkschaft.
Beide Bergwerksbesitzer bauten auf denselben Eisensteinflötzen, dem Max
flötze, Josephiflötze (schwarzen Erzen) und dem Ferdinand- und Emanuel-
flötze (roten Erzen). Die Mächtigkeit der schwarzen Flötze betrug 1°/4
bis 2m; das Maxflötz, welches schon Anfangs der 1860er Jahre nahezu
abgebaut war, hatte auf Seite des Staatsbetriebes 26° iye Erze, das Josephi-