Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke. II. 51
Bin Herr und Mann in meinem Haus.
Gieb mir den Schinken bald heraus!
Der Kellner spricht:
Heinz Flegel, da haust du daneben.
Sollten wir den Schinken immer geben,
Wenn Mann und Weib die Strebekatze!)
Ziehn mit Gezänke und Gekratze Z
Wir fänden in der Stadt die Menge,
Doch fehlten Schwein' uns auf die Länge.
Du scheidest aus, drum zieh' fürbaß!
Der Kellner stößt den Heinz zur Thür.)
Simon Frauenknecht spricht:
Potz Glut, wie wohl gefällt mir das!
Schon längst hast du verachtet mich
Und bist so wohl der Narr wie ich.
Stich mit dem Schinken ein Aug' mir aus!
Heinz Flegel:
Potz Angst, wir dürfen nicht nach Haus,
Es spotten unser Magd und Knecht.
Der Kellner stößt sie und spricht:
Zieht hin, denn euch geschah ganz recht!
Viel tausend Mann sind in der Stadt
Und keiner um den Schinken bat,
Der wohl zweihundert Jahr gehangen.
Ich selbst bin oft vorbei gegangen,
Doch blieb er sicher stets vor mir.
Nun wollt ihr lausigen Bauern ihr
Den Schinken auf das Dorf euch holen.
Heinz Flegel kehrt sich um und spricht:
Ach, hätten wir ihn nur gestohlen,
Daß wir nicht leer nach Hause kämen.
Der Nachbarn müssen wir uns schämen,
Mit denen wir — es war vermessen —
Zur Fastnacht wollten den Schinken fressen.
1) Strebekatze ziehn ist das Spiel, bei welchem die Parteien an den
beiden Enden eines Seils ziehen.