Objekt: Sammelhandschrift – Nürnberg, STN, Cent. VI, 91

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Von Dr. F. J. Hollyu 
— 384 
Erwähnung gethan. Den Bericht hierüher, wie ihn Flavius Josephus 
hinterlassen, nimmt Sachs getreulich auf und schildert in beredten 
Worten die Verwüstung der hl. Stadt und das Elend, welches 
damit über ihre Bewohner kam. Von diesen Geschehnissen springt 
er dann geschickt zu den Verhältnissen der Christenheit über und 
»oltert über deren Fehler und Laster: Aufsitzen, Schinderei, Wucher, 
Lügen und Trügen ist allgemein, schilt er. Die Föllerei und das 
schändliche Zusaufen, Ehebruch und schnöde Hurerei, Hoffart über 
die Maßen, Tanzen, Spiel, Nachrede, Horn, Neid und Haß, allerlei 
Praktik und Untreue, Mordbrennen, Morden, Raub, Krieg und 
Diebstahl, Gotteslästerung ohne alle Scheu, Zauberei, Gottesver— 
achtung, — machen sich breit allenthalben auf den Straßen. Geht 
das so fort, so muß das Gericht Gottes kommen. Seinen Zorn 
wird er über uns ausschütten; schicken wird er uns Zwietracht und 
Aufruhr, der Freund streitet dann wider den Frennd, Mord, Raub 
und Plünderung wüten, Teuernung und Hungersnot erwacht, Unglück 
aller Art, Ungemach und eine entsetzliche Pestilenz wirken vernichtend, 
is das ganze Menschengeschlecht von der Erde vertilgt ist. 
An diese schreckliche Drohung und Mahnung an die sündige 
Menschheit knüpft der Dichter schließlich die Bitte: „O Herr Jesu 
Christ, wir bitten dich, leite uns zu wahrhaftiger Buße, auf daß 
dein Glaube und deine Liebe in uns wachse, daß wir erlangen 
deine Gnade hier und dort ewiglich.“ 
Überblicken wir in einem Schlußworte Sachsens Christentum 
und Wirksamkeit als Anhänger Luthers, so muß zweiffellos zuge— 
standen werden, daß er von der Wahrheit der neuen Lehre völlig 
überzeugt war. Sein schlichter, gerader Wahrheitssinn und die 
Lauterkeit seines Charakters birgt schon hierfür, und von diesem 
Standpunkte aus ist ihm sicherlich kein Vorwurf zu machen, da ja 
jede ehrliche Überzeugung achtenswert ist. Auch. bediente er sich 
in seinen polemischen Schriften, mit Ausnahme derjenigen, die er 
auf Veranlassung Osianders verfaßt, und deren geistiger Urheber 
ja eigentlich jener übereifrige Prädikant war, im allgemeinen eines 
gemäßigten Tones, so daß er vorteilhaft in dieser Hinsicht von den 
meisten kirchlichen Polemikern seiner Zeit sich unterscheidet. Man 
ann sich infolge hiervon den Ausführungen im großen Ganzen 
anschließen, welche der Literarhistoriker Gervinus!) über Hans 
Sachs giebt. Diese lauten: „Geharnischte Reden zu schreiben, fiel 
boam nicht ein, auch wo er am heftigsten war, sich in Persönlichkeiten 
Geschichte der poetuchen Nationalliteratur, Bd. 2, Ende.
	        
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