Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke. 135
Herr Alrich bringt die Bäuerin; sie spricht:
Ach, mein Herr Abt, ich arme Fraue
Komm', weil ich Eurem Rath vertraue.
Herr Ulrich spricht:
Sie ist einfältig überaus,
Fromm, schlecht und recht wie eine Maus.
Ihr werdet gute Schwänke hören;
Sie glaubet all's, ist leicht zu bethören.
Der Abt spricht:
Sagt, liebe Frau, was liegt Euch an?
Die Bäuerin spricht:
Herr, ich hab' einen alten Mann,
Der eifert um mich Tag und Nacht,
Hat mir die Schwindsucht schier gebracht.
Er lauschet vorn mir nach und hinten,
Droht mich an eine Kett' zu binden,
Daß ich ihm bleiben muß im Haus,
Und hat mit mir gar manchen Strauß;
Wenn einen andern ich seh' an,
Sag' ich auch nicht ein Wort dem Mann,
So heißt er einen Schleppsackt) mich
Und schmäht und schlägt mich jämmerlich,
Daß ich es nicht mehr leiden mag.
Der Abt spricht:
Lieb' Tochter mein, aus deiner Klag'
Merk' ich, du bist vielleicht geneigt
Zur Buhlerei, hast's ihm erzeigt,
Daß er umsonst nicht eifersüchtig.
Die Bäuerin spricht:
Nein, mein Herr Abt, ehrbar und züchtig
Hab' ich mich stets bisher gehalten
Beim eifersücht'gen, groben Alten.
Drum ich zu Euch Vertrauen hab',
— —
iJ lüderliches Frauenzimmer.