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Das wichtigste städtische Ereignis in dieser Zeit war die Er—
werbung des burggräflichen Schlosses und des sonstigen in und
zunächst der Stadt gelegenen Besitzes der Burggrafen. Mitten
zwischen den Hussitenkriegen wurde der burggräfliche Besitz städtisches
Eigentum. Gegen die vom Burggrafen Friedrich VI. erhaltenen
großen Vorschüsse hatte König Sigmund demselben schon i. J. 1411
die Markgrafschaft Brandenburg verpfändet; aus der Verpfändung
wurde ein Verkauf, nachdem die burggräflichen Vorschüsse eine Höhe
von 400000 fl. erreicht hatten. In jenen Tagen, da Sigmund den
Herzog Friedrich von österreich zum Gehorsam zwang, erfolgte die
erb- und eigentümliche Übertragung der Mark Brandenburg an
Burggraf Friedrich; zwei Jahre später, am 18. April 1417, fand
zu Konstanz die feierliche Belehnung statt. Der Burggraf Fried—
rich VI. hieß fortan Markgraf und Kurfürst Friedrich J. und einer
der folgenreichsten Schritte auf der Glücksbahn des Hohenzollern—
hauses war geschehen. Verschiedene Beweggründe werden bei dem
Entschlusse des nunmehrigen Markgrafen, den von seinen Ahnen
überkommenen Besitz in Nürnberg aufzugeben, zusammengewirkt
haben. Die bedeutenden Summen, welche er dem König Sigmund
vorgestreckt, zwangen ihn, alle verfügbaren Mittel flüssig zu machen
und der Hinblick auf das viel weitere Wirkungsfeld, das sich ihm
mit der Erwerbung der Mark eröffnete, mag das Bedauern über den
freiwilligen Verlust des Nürnberger Ahnensitzes sehr abgeschwächt
haben. Schließlich mag ihm das Besitztum vollends verleidet worden
sein, als das Burggrafenschloß in Nürnberg durch Feindeshand zer—
stört wurde. In der Fehde des neuen Besitzers der Mark Branden—
burg mit dem händelsüchtigen Herzog von Bayern-Ingolstadt, Ludwig
dem Bärtigen, welcher in der Meinung, daß den Wittelsbachern, als
den früheren Besitzern der Mark, das Vorkaufsrecht zustände, dem
Hohenzoller diese Erwerbung gar nie verzeihen konnte, wurde durch
den bayerischen Pfleger Christoph Leiminger zu Lauf, in der Nacht
des 19. Oktober 1419 das Nürnberger Burggrafenschloß überfallen,
eingenommen und ausgebrannt. Von brandenburgischer Seite wurden
die Nürnberger später arg geschmäht, daß sie diesen Überfall nicht
verhindert oder der burggräflichen Besatzung nicht beigesprungen
wären, ja man bezichtigte sie sogar, mit dem baherischen Pfleger
unter einer Decke gespielt zu haben, indem der Rat von Nürnberg
in der Nacht des Überfalls einen Tanz auf dem Rathaus veranstaltet
habe, um die Aufmerksamkeit von dem nächtlichen Unternehmen ab—
zulenken. Die Nürnberger werden aber wohl über diese grundlosen
Vorwürfe nicht mehr Schmerzen empfunden haben, als über die
Zerstörung der Burg selber, die ihnen unbequem genug auf dem