Volltext: error

224 
Das wichtigste städtische Ereignis in dieser Zeit war die Er— 
werbung des burggräflichen Schlosses und des sonstigen in und 
zunächst der Stadt gelegenen Besitzes der Burggrafen. Mitten 
zwischen den Hussitenkriegen wurde der burggräfliche Besitz städtisches 
Eigentum. Gegen die vom Burggrafen Friedrich VI. erhaltenen 
großen Vorschüsse hatte König Sigmund demselben schon i. J. 1411 
die Markgrafschaft Brandenburg verpfändet; aus der Verpfändung 
wurde ein Verkauf, nachdem die burggräflichen Vorschüsse eine Höhe 
von 400000 fl. erreicht hatten. In jenen Tagen, da Sigmund den 
Herzog Friedrich von österreich zum Gehorsam zwang, erfolgte die 
erb- und eigentümliche Übertragung der Mark Brandenburg an 
Burggraf Friedrich; zwei Jahre später, am 18. April 1417, fand 
zu Konstanz die feierliche Belehnung statt. Der Burggraf Fried— 
rich VI. hieß fortan Markgraf und Kurfürst Friedrich J. und einer 
der folgenreichsten Schritte auf der Glücksbahn des Hohenzollern— 
hauses war geschehen. Verschiedene Beweggründe werden bei dem 
Entschlusse des nunmehrigen Markgrafen, den von seinen Ahnen 
überkommenen Besitz in Nürnberg aufzugeben, zusammengewirkt 
haben. Die bedeutenden Summen, welche er dem König Sigmund 
vorgestreckt, zwangen ihn, alle verfügbaren Mittel flüssig zu machen 
und der Hinblick auf das viel weitere Wirkungsfeld, das sich ihm 
mit der Erwerbung der Mark eröffnete, mag das Bedauern über den 
freiwilligen Verlust des Nürnberger Ahnensitzes sehr abgeschwächt 
haben. Schließlich mag ihm das Besitztum vollends verleidet worden 
sein, als das Burggrafenschloß in Nürnberg durch Feindeshand zer— 
stört wurde. In der Fehde des neuen Besitzers der Mark Branden— 
burg mit dem händelsüchtigen Herzog von Bayern-Ingolstadt, Ludwig 
dem Bärtigen, welcher in der Meinung, daß den Wittelsbachern, als 
den früheren Besitzern der Mark, das Vorkaufsrecht zustände, dem 
Hohenzoller diese Erwerbung gar nie verzeihen konnte, wurde durch 
den bayerischen Pfleger Christoph Leiminger zu Lauf, in der Nacht 
des 19. Oktober 1419 das Nürnberger Burggrafenschloß überfallen, 
eingenommen und ausgebrannt. Von brandenburgischer Seite wurden 
die Nürnberger später arg geschmäht, daß sie diesen Überfall nicht 
verhindert oder der burggräflichen Besatzung nicht beigesprungen 
wären, ja man bezichtigte sie sogar, mit dem baherischen Pfleger 
unter einer Decke gespielt zu haben, indem der Rat von Nürnberg 
in der Nacht des Überfalls einen Tanz auf dem Rathaus veranstaltet 
habe, um die Aufmerksamkeit von dem nächtlichen Unternehmen ab— 
zulenken. Die Nürnberger werden aber wohl über diese grundlosen 
Vorwürfe nicht mehr Schmerzen empfunden haben, als über die 
Zerstörung der Burg selber, die ihnen unbequem genug auf dem
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.