Hofrat Schlemmer.
zahllosen Sternen — Nur Ambrosia kostend und Nektar, genießt er
inmitten seliger Götter“ u. s. w. Das wäre nun weiter nicht gefähr⸗
lich, empörend ist aber, daß dieses Exercitium griechisch und deutsch
mit einem Text aus dem Hebräerbrief (Kap. VII V. 8) ausgestattet
wurde: „Ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlecht, und hat weder
Anfang der Tage noch Ende des Lebens“ — wo in der Bibel so—
fort folgt: „er (es war von einem König der Gerechtigkeit, Melchi—
sedek zu Salem, die Rede) ist aber verglichen dem Sohne Gottes und
bleibet Priester in Ewigkeit“!!)
Wenn man die ganze Korrespondenz Stonhope-Klüber-Hofmann
gelesen und daraus Klübers genaue Wissenschaft von Stanhopes nur
zu sehr berechtigtem Zweifel urkundlich erfahren hat, kann man ohne
Entrüstung nicht entdecken, daß derselbe Klüber anonym wider
Stanhope schrieb: „Hausers Freunde (ihrer sind sehr viel!) fragen
nun: warum ward im Sommer 1833 die nicht eilfertige Reise von
Frankfurt (Klüber!)) nach Konstanz über Stuttgart, und nicht über
das gar nicht weit seitswärts liegende Ansbach gerichtet? (Das
1) Hätte der Hofrat etwas von der Wacht am Grabe gewußt, er würde
wohl auch noch Ev. Matth. XRXVII V. 67 und XXVIII. V. 12-15 angezogen
haben? Daß der Hauserglaube in anderer Umgebung zu der Entstehung einer
wirklichen fanatischen Sekte geführt haben würde, ist der Kirchengeschichte unschwer
zu entnehmen. So gilt z. B. den erst im vorigen Jahrhundert entstandenen
Skopzen, Kastraten, Zar Peter III. für Christus, und das 1832 verstorbene
Sektenhaupt Kondratii Ssewilanow für Zar Peter III. (Vgal. Pelikan, gerichtlich⸗
medizinische Untersuchungen über das Stopzentum in Rußland, Gießen 1876).
Auch Bayern zeigt sich für solche „Vergottungen“ empfänglich. Auf der Schleife
eines Totenkranzes, bei der Bestattung eines Sektenhauptes zu Baireuth, war zu
lesen: „Unserem Gott Richard Wagner!“ Echreiben des Herrn Professor
Dr. Ebrard, aus Erlangen den 27. März 1883, an Herrn Gymnasial-Oberlehrer
Dr. Bernhard Spieß in Wiesbaden.) Beim „Hauserianismus“ denke man an
Binders „heilige Reliquien“, an Feuerbachs, Tuchers und Daumers Blasphemieen,
an die Eingebungen, Visionen, Kasparophanien, an die noch jetzt stattfindende Ver⸗
ehrung seines Grabes u. f. w. Während des ersten Zeitraumes nach Hausers Tod
sind Kaspargläubige „mit Freude“ gestorben, weil jetzt das große Rätsel bald für
——— dagegen erklärte noch auf seinem Sterbelager
seinen berühmten Zögling für einen Schwindler und hinterließ die Aufhellung
der Wahrheit seinen Söhnen gleichsam als ein Vermächtnis.