Objekt: 1828-1833 (1. Band)

Hofrat Schlemmer. 
zahllosen Sternen — Nur Ambrosia kostend und Nektar, genießt er 
inmitten seliger Götter“ u. s. w. Das wäre nun weiter nicht gefähr⸗ 
lich, empörend ist aber, daß dieses Exercitium griechisch und deutsch 
mit einem Text aus dem Hebräerbrief (Kap. VII V. 8) ausgestattet 
wurde: „Ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlecht, und hat weder 
Anfang der Tage noch Ende des Lebens“ — wo in der Bibel so— 
fort folgt: „er (es war von einem König der Gerechtigkeit, Melchi— 
sedek zu Salem, die Rede) ist aber verglichen dem Sohne Gottes und 
bleibet Priester in Ewigkeit“!!) 
Wenn man die ganze Korrespondenz Stonhope-Klüber-Hofmann 
gelesen und daraus Klübers genaue Wissenschaft von Stanhopes nur 
zu sehr berechtigtem Zweifel urkundlich erfahren hat, kann man ohne 
Entrüstung nicht entdecken, daß derselbe Klüber anonym wider 
Stanhope schrieb: „Hausers Freunde (ihrer sind sehr viel!) fragen 
nun: warum ward im Sommer 1833 die nicht eilfertige Reise von 
Frankfurt (Klüber!)) nach Konstanz über Stuttgart, und nicht über 
das gar nicht weit seitswärts liegende Ansbach gerichtet? (Das 
1) Hätte der Hofrat etwas von der Wacht am Grabe gewußt, er würde 
wohl auch noch Ev. Matth. XRXVII V. 67 und XXVIII. V. 12-15 angezogen 
haben? Daß der Hauserglaube in anderer Umgebung zu der Entstehung einer 
wirklichen fanatischen Sekte geführt haben würde, ist der Kirchengeschichte unschwer 
zu entnehmen. So gilt z. B. den erst im vorigen Jahrhundert entstandenen 
Skopzen, Kastraten, Zar Peter III. für Christus, und das 1832 verstorbene 
Sektenhaupt Kondratii Ssewilanow für Zar Peter III. (Vgal. Pelikan, gerichtlich⸗ 
medizinische Untersuchungen über das Stopzentum in Rußland, Gießen 1876). 
Auch Bayern zeigt sich für solche „Vergottungen“ empfänglich. Auf der Schleife 
eines Totenkranzes, bei der Bestattung eines Sektenhauptes zu Baireuth, war zu 
lesen: „Unserem Gott Richard Wagner!“ Echreiben des Herrn Professor 
Dr. Ebrard, aus Erlangen den 27. März 1883, an Herrn Gymnasial-Oberlehrer 
Dr. Bernhard Spieß in Wiesbaden.) Beim „Hauserianismus“ denke man an 
Binders „heilige Reliquien“, an Feuerbachs, Tuchers und Daumers Blasphemieen, 
an die Eingebungen, Visionen, Kasparophanien, an die noch jetzt stattfindende Ver⸗ 
ehrung seines Grabes u. f. w. Während des ersten Zeitraumes nach Hausers Tod 
sind Kaspargläubige „mit Freude“ gestorben, weil jetzt das große Rätsel bald für 
——— dagegen erklärte noch auf seinem Sterbelager 
seinen berühmten Zögling für einen Schwindler und hinterließ die Aufhellung 
der Wahrheit seinen Söhnen gleichsam als ein Vermächtnis.
	        
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