Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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zu verhelfen. Natürlich waren diese kaiserlichen Gnadenbezeigungen 
nicht ohne einen und zwar sehr bedeutenden Geldaufwand zu erlangen. 
Nicht weniger als 100000 fl. in zwei Fristen auszuzahlen, waren cz 
die der Rat dem Kaiser bewilligen mußte. Auch konnte er nicht umhin, 
für den König Ferdinand eine Bürgschaft von 50000 fl. zu übernehmen, 
Daß diese ununterbrochenen ungeheuren Anforderungen den Stadtsäckel 
schier erschöpfen mußten, läßt sich denken, der Rat sah sich auch genötigt, 
die Wohlhabenderen unter seinen Bürgern, die an anderen Orlten Geld 
ausstehen hatten, darum anzugehen, dasselbe zu kündigen und in der 
Losungsstube gegen Leibgedinge oder Ewiggeld anzulegen. Einem 
kaiserlichen Befehl entsprechend schickte die Stadt auch dem Bischof von 
Bamberg ein Fähnlein von 200 Knechten (das am 7. Oktober zurück— 
kehrte), um ihn bei der Wiedereroberung der ihm vom Markgrafen 
entrissenen Aemter zu unterstützen. Es lag dies freilich in Nürnbergs 
eigenem Interesse, ja noch mehr, weil man vor neuen Gewaltthätigkeiten des 
Markgrafen nicht sicher war, vereinigte sich die Stadt mit den Bischöfen 
von Würzburg, Bamberg und Eichstätt, also ihren alten Feinden in 
Religionssachen, dem Deutschmeister, sowie den Städten Rothenburg 
und Windsheim und schloß mit ihnen am 4. November 15852 ein 
Bündnis ab, worin sich die Teilnehmer für den Fall eines feindlichen 
Angriffs zu gegenseitiger Hülfeleistung verpflichteten. 
Als dieser Bund abgeschlossen wurde, war wahrscheinlich auch 
schon in Nürnberg die alle Welt verblüffende Thatsache ruchbar ge— 
worden, daß Kaiser Karl den Markgrafen Albrecht, diesen ,Unmenschen,“ 
wieder zu Gnaden angenommen, ihn und alle seine Anhänger von 
aller Verantwortung für die von ihnen verübten Kriegsschäden frei— 
gesprochen und namentlich die eben erst kassierten Verträge mit den 
Bischöfen von Würzburg und Bamberg wieder zu Recht bestätigt habe. 
Die Beweggründe dafür waren freilich nicht weit zu suchen, im 
protestantischen Lager hatte man schon lange dergleichen gefürchtet. 
Der Markgraf, das wußte man, war für jedermann käuflich, jetzt 
hatte ihm der französische Hof den hohen Preis nicht zahlen wollen, 
den er verlangte. Dem Kaiser aber war Albrecht ein höchst gefähr— 
licher Gegner, in seinen Diensten jedoch eine sehr brauchbare Kraft, 
zumal jetzt, wo er sich die schwere Aufgabe gestellt hatte, das feste Metz 
den Händen des Franzosenkönigs wieder zu entreißen. Warum hätte 
er sie nicht benützen sollen, wenn sie sich ihm für das verhältnismäßig 
geringe Opfer eines Verrats an ein paar Pfaffenfürsten erkaufen ließ? 
Es war die bekannte unredliche, skrupellose Politik, von der sich damals 
kein Fürst fernhielt, allein hier lag die Doppelzüngigkeit doch zu offen 
am Tage, als daß sie nicht überall laute Entrüstung hervorgerufen hätte.
	        
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