traf Eine Menge von feinen Sefchichten, Spielen und
Schwänfen, fowie andere Stoffe überfegte er in die dramatifche
Sorm, ohne vorher zu unterfuchen, ob fie auch die notwendigen
dramatifchen Momente in {ich bargen. „Eine Hiftorie tragedien:
weis agieren“ nannte er das, und dasfelbe ift gemeint,
wenn er ein Schaufpiel als „tragedifch Gedicht“ bezeichnet.
Bei der dramatijchen Bearbeitung hält er fich, zumal
bei den geiftlichen AMaterien, genau und ftreng an feine Dor-
lage, über eine weitere Gliederung des Stückes feßt er fich
zunächft völlig hinweg, ohne alle Einteilung und Ruhepaufe
läuft die Handlung zu Ende, wie hei den Tragödien £Lucretia
(1527) und Dirginia (1530), fowie bei der „Komödie, daß
Chriftus der wahre AMeffias“ fei,. Der Dichter konnte hier
allerdings der Einteilung in Akte bei der Kürze. der Stücke
eher entraten. Eine weitere Zerlegung der Akte in Scenen
Ffennt er überhaupt nicht.
Unter der engen Anlehnung an die Morlage leidet die
dramatifche Entwiclung, die bei den verfchiedenen Stücken
nach der Natur des Stoffes völlig verfchieden ift, außer:
ordentlich.
Etwaige Lücken, die fo im Stücde entftehen, weiß er
dadurch zu überbrücen, daß er den Herold, einen Diener oder
Boten auftreten läßt, welche ergänzende Erflärungen abgeben
und auch über Dorgänge unterrichten, die auf der Bühne
nicht dargeftellt werden Fönnen. Es Fommt auch vor, daß er
in einem vorhergehenden Akt in mehr oder weniger deutlicher,
aber höchft naiver Weife auf das hinweift, was fich demnächft
vollziehen wird. So fpricht Adam vor der Erichaffung der
Eva am Schluß des erften Afktes :
Die Big der Sonnen drucket mich,
Ic bin gleidh morden fchHläferig,
Ih will mich legen von der Sonnen
An den Schatten zu diefem Bronnen,
Ob ich von feinem lieblihen Raufchen
Allein da ruhen möcht und laufen,
Das Wachen mit dem Schlaf vertaufchen.
Hans Sachs fennt in feinen Schaufpielen weder die Ein
heit der Handlung, noch jene der Zeit und des Mrtes, Im
£Sortunat treten, nachdem der erite Befiger der Wunfichdinage