— 294
Sprich, um Gotteswillen, sprich! — Traf Dich ein
Weh? Oder belastet Unglück Dich? —“
*
„Kann ich unglücklich sein, wenn Du mir nah?“
flüsterte sie mehr als sie sprach, einen Blick der
Liebe ihm zuwerfend, hing sich an seinen Arm und
ging schweigend mit ihm dahin, seine weiteren ängst—
lichen Fragen nur einsilbig beantwortend.
So durchgingen sie langsamen Schrittes die
Bindergasse, hinauf den Dielinghof, wieder herab
hinterm Tetzel, jetzt durch ein schmales Gäßchen in ein
zweites kommend, das an dem Burgberg und nächst
dem Predigerkloster sich befindet. In diesem blieb
Minna stehen. Sie nahm die Hände Konrads, hielt
sie fest in den ihren, blickte ihn lange thränenden
Auges an und brach in die Worte aus: „bLiebster
Konrad! Ich glaube, daß unsere schönsten Tage ge—
wesen sind. Mein Vormund hat mich zur Gattin dem
Eglofstein bestimmt. Derselbe war heute vor acht
Tagen bei uns draußen auf dem Schloß. — Erschrecke
nicht Konrad, zürne mir nicht, ich konnte ja nicht
anders: Ich werde die Verlobte Eglofsteins! — Nun
weißt Du Alles!“ — Und an seine Brust warf sie
sich und ihr liebliches Gesichtchen barg sie an ihr und
von seinem Arm umschlungen, weinte sie heiß und
weinte sie bitterlich!
Konrad war nicht vermögend, auch nur ein Wort
zu sagen. Es war ihm, als ob seine Kehle zugeschnürt
sei. Endlich löste er sanft Minna aus seiner Um—
armung. Noch fanden sich in einem Kuße, in einem
glühenden Kuße der Liebe die Lippen Beider, und
stillschweigend deutete er zum dunkeln Himmel auf,