Volltext: Fürth in Vergangenheit und Gegenwart

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von außen mit einer Mistgabel nach ihm, gab ihm einen Stoß, welcher 
unglücklicherweise durch das Auge ins Hirn traf, woran der Geselle starb. 
Saͤmtliche Burschen wurden am andern Morgen gefangen ins Geleitshaus geführt 
und alle 9 hinter einander unter Zulauf von vielen Leuten nach Kadolz⸗ 
burg gebracht. Es waren der Seilerssohn Schurr, die 2 Schuhmachers— 
ͤhne Heimbrecht, Schlosser Lerch, der bucklige Büttner Kronlein, der Büttners⸗ 
sohn Pfaffenberger, Maurergeselle Finster und die 2 Goldschlagersgesellen 
Hartmann. — Am 30. November, St. Andreastag, starb ein Nünberger 
Weber auf dem Wege zwischen Poppenreuth und Wetzendorf. Die Nürn— 
berger wollten die Leiche durch ein Kommando holen lassen, das hiesige 
Geleitskommando ebenfalls. Es kam zu Thätlichkeiten, wobei ein Fürther 
Sergeant durch den Arm geschossen und einige Soldaten am Kopf und an 
den Händen verwundet wurden. Das hiesige Kommando brachte 4 Ge— 
wehre mit. — 2. Oktober. In Großreuth wurde in 4 Scheunen Feuer 
gelegt, wovon 2 niederbrannten. — 10. März. Der obere Fischer Neusinger 
siel zwischen Schniegling und Doos ins Wasser und ertrank. — 
Der am 5. April erwählte Domprobst v. Pächtelsheim starb schon 
am 27. April. An seiner Statt wurde erwählt Graf Josef von Stadion, 
welcher am 17. September von etwa 30 Reitern, nebst Amtmann und 
Gerichtsscheiber in Stadeln feierlichst eingeholt wurde. Am 18. September 
erfolgte die Huldigung im Amtshaus. Alle Handwerker zogen prächtig 
auf und wollte ein Handwerk das andere an Pracht übertreffen. Sie 
zogen in folgender Ordnung auf: 1) die Bäcker mit der Lade, Musik und 
liegender Fahne und den Knechten, alle in leinenen Hemden und Schürzen. 
2) Die Metzger mit geputztem Ochsen, Kalb und Musik. 3) Die Schuh—⸗ 
macher, welche einen großen Stiefel gefertigt hatten, worin sich einer ver⸗ 
barg. 4) Die Schneider. 5) Weber. 6) Hafner. 7) Goldschläger. 
8) Drechsler. 9) Die Schreiner mit ihrem geharnischten Mann. Am 
andern Tag zogen noch andere Handwerker herum; nachts die Bader und 
die Goldschmiede mit Pechfackeln und türkischer Musik;, das Am tshaus 
war illuminiert. Zuletzt kamen die Armen- und Waisenschüler, welche 
sangen. Stadion regierte nur kurze Zeit, ihm folgte Freiherr von Hutten. 
1771. Am 21. Februar kam es bei Thon zu einem Zusammenstoß zwischen 
cinem Kommando von 80 Nürnberger Soldaten und den wegen der Teuer— 
ung in Fürth einquartierten ansbachischen Jägern. 5 Nürnberger wurden 
berwundet, davon erhielt einer einen Schuß in den Mund. — Am 13. Juli 
schnitt Friedrich Prescher von Nördlingen, aber in Fürth wohnhaft, aus 
Hunger seinem Sohne den Hals bei Suͤndersbühl ab. Er flüchtete, kehrte 
ber zurück und wuͤrde in Kadolzburg gerädert. — 1772. Am 23. Juni 
vpurde der Buͤttnermeister Bürkler im Ohmann'schen Hause von einem Faß 
Wein erschlagen. — 28. August. Hiesige Tagloͤhnerseheleute warfen ihr 
krankes, zweijähriges Söhnlein in ein offenes Grab, worin es elendiglich 
Amkam.nSie wurden in Kadolzburg eingekerkert. — 1773. Am 5. März 
wurden 2 Einwohner in einer Sandgrube an der Farrnbacher Straße ver⸗ 
schüttet; die Frau war sofort tot, der Mann starb am 9. Tage. 4774. 
Die Närnberger Unterthanen beschweren sich, daß sie 4 siebzehnjährige 
Söhne zum sogenannten „ledigen Ausschuß“ stellen sollten. — 14. Mai.
	        
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