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Berlin und erschien auch einzeln, ohne Angabe des Jahres
und Ortes. Diese Einzelausgabe — die Seiten zählen von
23 bis 128 — liegt mir vor. Das kleine Festspiel giebt uns
ein Bild von dem unerquicklichen Eheleben des Meisters Dürer.
Ein gesunder Humor geht durch das ganze Stück. Es spielt
in Dürers Werkstatt um das Jahr 1523. Dürer feiert seinen
Geburtstag. Sein Freund Hans Sachs will ihm ohne Wissen
von Agnes Dürer eine Festfreude bereiten. Er sichert sich
dabei die Mithilfe Jakob Elsners, des Tausendkünstlers, und
des Ratsherrn Bilibald Pirkhaim. Bei Dürer dient Susanne,
welcher der Junker Hans von Poppenreut nachstellt, während
las Mädchen den Schneider Erich liebt. Sachsens lustige
Intrigue zielt darauf ab, Dürers Frau aus dem Hause zu ent-
fernen, Poppenreut einen Denkzettel zu geben, die Liebenden
Qusanne und Erich zu vereinigen, zugleich aber ein Festmahl
für Dürer zu veranstalten. Alles gelingt ihm aufs Beste, und
zum Schluss ergreift Hans Sachs das Wort:
„Zwei solche Männer Freunde nennen
[st mir genug — will keiner kennen
Den Sachs! — Ich teil’ an Eurer Brust
Des Lebens Not, des Lebens Lust,
Das ist mein Stolz, den kein Jahrhundert
Mir raubt! — doch wenn einst, hochverwundert
Man unsres Dürers Werke schaut.
Und noch dem Rat der Pirkhaim traut;
Wenn Eure Namen dauernd glänzen —
Dass dann aus Euren reichen Kränzen
Ein kleines Blättlein ihm erwachs’,
Das wünscht sich freilich auch Hans Sachs!“
Auch in diesem Stück, mit dem man Hagens „Norica“
II. Teil, Abt. 6 vergleichen möge, ist also Hans Sachs der
Beschützer eines .Liebespaares. Der Meistersänger und der
Luthervorkämpfer Sachs tritt völlig zurück hinter dem Menschen
Hans Sachs. Er ist ein treuer Freund Dürers, in selbstloser
Weise bereit, anderen eine Freude zu machen. Und dabei
ein Schalk voll überlegenen, liebenswürdigen Humors. Auch
seine edle Bescheidenheit offenbart sich, indem er Dürers
Größe erkennt und ihm eine ruhmreiche Zukunft prophezeit,
hinter ihm gern zurücktretend. Hans Sachs erscheint uns also
hier als ein durchaus makelloser Charakter.