Objekt: Albert Dürer

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Doch auch diese Wanderzeit, in der ihm das Herz wieder einmal 
fröhlich aufgegangen war, ging zu Ende, und er schreibt noch in seinem 
letzten Briefe aus Venedig, an den alten Jugendkumpan: „O wie wirt 
mich nach der Sunnen frieren, hie bin ich ein Herr — daheim ein 
Schmarotzer!“ Er war noch nach Polonia (Bologna) geritten „um 
zunst willen in heimlicher perspectiva die mich einer lernen will“ und 
im Spätherbst 1506 kehrte er in sein liebes Nürnberg zurück. Aus seinen 
nächsten Werken schon leuchtete ein freierer, großartigerer Geist, eine Un— 
abhängigkeit von dem bisher Ueberkommenen, die er wohl auch den Ein— 
drücken der Fremde zu danken hatte, so wenig er auch der Mann war, 
lich beeinflussen zu lassen, und namentlich nun etwa „antikisch“ zu 
malen, wovor ihn seine urdeutsche Seele bewahrte. 
Wir treten nun in die eigentliche Glanzzeit des Meisters! Das Jahr 
1511 hat er mit zwei Werken bezeichnet, deren jedes hinreicht, seinen 
Schöpfer unsterblich zu machen. Das eine ist die große Tafel der hei— 
ligen Dreifaltigkeit, ursprünglich für die Capelle des Landauer— 
hrüderhauses in Nürnberg gemalt, jetzt in der Belvederegalerie zu Wien. 
Gott Vater thront in erhabener Majestät zu oberst im Bilde auf mäch⸗ 
tigem Regenbogen, umgeben von einer reichen Engelglorie, das Kreuz mit 
dem Sohne im Schooße seiner Allmacht haltend, umschwebt von dem 
heiligen Geiste und angebetet von Patriarchen, Märtyrern, Heiligen und 
Seligen aller Zeiten, welche auf Wolken knieend das heilige Mysterium 
bewundern. Unten in weiter Landschaft, an einem mächtigen Wasser, steht 
Dürer selbst mit einer Tafel, welche Monogramm und Jahreszahl enthält. 
Im Gegensatz zu manchen anderen seiner bedeutendsten Bilder zeigt dies 
Gemälde eine fast bunte Farbenpracht, vielfach durch wirkliches Gold noch 
erhöht zu einer feierlichen Würde, während, wie in allen, auch hier die 
starke und strenge Charakteristik der Gestalten das Auge ergreift und 
fesselt. Von sogenannter Schönheit und Anmuth ist weniger zu sehen, 
und bei überhaupt wenig weiblichen Gestalten herrscht der männliche Ernst 
der Charaktere vor. 
Größer und eigenthümlicher noch erscheint uns aber der Meister in 
einem anderen Werke desselben Jahres, in seinem „Leben der Maria,“ 
einem Cyklus von 21 Holzschnitttafeln, die das reichste Bild der poetischen 
Legende von der Mutter des Heilands vor den Augen des Beschauers 
entfalten. Nie hat sich der schaffende, dichterische Geist Dürer's reicher,
	        
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