fullscreen: Beiträge zu Dürers Weltanschauung

zur Anwendung gebracht hat. Der neun Jahre früher geschaffene 
Kupferstich Adam und Eva (Bartsch, 1, vom Jahre 1504) hat 
fast genau dieselben Abmessungen wie der Reiter, (18,8 > 24,5) 
Melancholie (18,6 > 24) und Hieronymus (18,6 >< 24,7), näm- 
lich 18,9 >< 24,3. Schon in seiner Jugend schuf Dürer das 
„Meerwunder“ (B. 71) in diesem Maassverhältnis (18,6 >< 24,6), 
den Verlorenen Sohn (18,9 > 24,7; B. 28) und die Madonna 
mit der Heuschrecke (18,6 x 24; B. 44). Und im Alter griff 
er nochmals darauf zurück in dem Porträt des Erasmus vom 
Jahre 1526 (19 > 24,7; B. 107). 
Dieses handliche, — auch in der modernen. Photographie 
wieder sehr beliebte — Format circa 18 >< circa 24 cm, hat also 
Dürer in allen Epochen seiner künstlerischen Thätigkeit, wenn es 
gerade dem Zwecke entsprach, gern angewandt, 
Zweitens wäre es doch sehr auffallend, wenn Dürer — 
angenommen jene scholastische Tugendtrilogie läge zu Grunde — 
das Mittelstück der Trilogie, den Reiter, zuerst fertig gestellt 
hätte (1513), dagegen die durch die Ziffer I als erstes Blatt 
bezeichnete Melancholie, die zugleich der ersten Klasse der Tu- 
genden entspräche, erst im Jahre 1514. 
Drittens würde der Künstler, wenn er die Melancholie 
durch eine I heraushob und das S auf dem Reiterblatte etwa 
als Secundus aufgefasst wissen wollte, das dritte Blatt doch 
nicht ohne jede Andeutung einer Numerierung gelassen haben. 
Der vierte und wichtigste Gegengrund ist aber: Man kann 
aus Dürers eigenen Aufzeichnungen den Beweis dafür erbringen, 
dass er selbst die drei Stiche gar nicht als eine 
zusammengehörige Einheit betrachtet wissen 
wollte. Sonst müsste er doch die drei Blätter gelegentlich 
zusammen verschenkt haben. Nun ersehen wir,aber aus dem 
Tagehuche der niederländischen Reise, in welchem der Künstler 
gewissenhaft jeden Tag die verkauften und verschenkten Blätter 
ı Die Messungen sind teils an den Originalen, teils an den Repro- 
ductionen der Reichsdruckerei vorgenommen worden. ‘Die Abweich- 
ungen gegenüber den Zahlen-Angaben bei Retberg sind‘ unwesentlich. 
Dass die Dehnung des Papieres beim Drucke von derselben Platte 
Unterschiede bis zur Grösse eines halben Centimeters verursacht ist 
ja wohl bekannt,
	        
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