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slavischen und halbslavischen Ländern zu gewinnen verstand. Auf
Kosten Erfurts erhielt Leipzig 1507 von Kaiser Max J. die Be—
stätigung seiner drei Messen auf Jubilate, Michaelis und Neujahr
mit der weiteren Vergünstigung, daß hinfort 15 Meilen rund um
die Stadt kein Jahrmaͤrkt, keine Messe noch eine Niederlage gehalten
werden durfte. Es dauerte nicht lange, so hatte Leipzig nicht bloß
Erfurt verdrängt, sondern auch Frankfurt a. O., Naumburg und
Breslau überflügelt. Dieser Aufschwung Leipzigs beeinträchtigte aber
Augsburg und Nürnberg als Hauptstapel— und Speditionsplätze für
den Verkehr von Süden nach Norden in keiner Weise. Für den
großen Umfang des Speditionshandels sprechen die geräumigen Zoll—
und Waghäuser, sowie die mächtig weiten Gewölbe und Böden vieler
Privathäuser Nürnbergs deutlich genug.
Mit den Niederlanden, in deren Hauptplätzen Nürnberg
aamentlich auch von den Herzogen von Burgund durch Privilegien
begünstigt wurde, unterhielt unsere Stadt fortwährend lebhafte
Handelsbeziehungen. Allmählich trat auch das südliche Frankreich
in den Kreis der Länder, mit welchen Nürnberg in Verkehr war.
Hier war das von den französischen Königen begünstigte, schnell auf—
lühende Lyon herrschender Mittelpunkt des Handels und Haupt⸗
oerkehrsplatz zwischen Südfrankreich und Deutschland geworden. Schon
am Anfang des 15. Jahrhunderts handelte Hans Ebner hieher mit
Nürnberger Kurzwaren; etwas später werden Hieronymus, sowie
Endres und Christoph Ebner genannt, welche den Handel hierhin
pflegten und von denen Hieronymus 1532 in Paris, Christoph 1559
in Lyon starb. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts bestanden in
Lyon mehrere ständige Niederlagen Nürnberger Häuser unter der
Leitung von Faktoren, deren einer, Wolf Behaim, Bruder des
Seefahrers Martin war. Von berufenen Nürnberger Familien, welche
nach Lyon handelten, werden auch die Scheurl und Tucher ge—
nannt, und daß die Zahl der Nürnberger, welche ständige Nieder—
lagen in Lyon unterhielten, ziemlich beträchtlich gewesen sein muß,
geht schon daraus hervor, daß sie schon im 15. Jahrhundert eine
eigene Bruderschaft zu Skt. Jakob stifteten, welche bei den Domini⸗
kanern im Kloster de consort ihre Gottesdienste hielt.
Ehe noch die Portugiesen durch die Auffindung des neuen
Wegs nach Ostindien dem Welthandel eine neue Richtung gaben und
durch ihre großartigen Erfolge ihre Hauptstadt zu einem Welthandels⸗
Emporium erhoben hatten, standen süddeutsche Handelshäuser, darunter
auch Nürnberger, schon längere Zeit in vielfachem Verkehr mit
Lissabon. Die ersten Buchdrucker in Portugal waren Deutsche;
gar manche Deutsche traten in den Dienst der Großen. andere dienten