38
deutende Rolle in der Geschichte des Meistergesanges spielt Ober-
österreich‘ und vor allem die Stadt Steyr. Hier hat Ambrosius
Metzger gegen die Mitte der Neunzigerjahre des 16. Jahrhunderts
der Schule und Kantorei länger als ein Jahr angehört.! Hier hat
Hans Sachsens Schüler Adam Zacharias Puschman zur Fastnachts-
zeit 1578 gedichtet. Hier hat sich der schon mehrfach genannte
Georg Hager, den man doch auch mit einigem Rechte zu den
Schülern Hans Sachsens zählen darf (siehe o. S. 32), aufge-
halten, er war gut bekannt mit dem bedeutendsten der oberöster-
reichischen Meistersänger, dem Ahlschmied Severin Kriegsauer in
Steyr,2? der den greisen Hans Sachs (1568) in seiner Morgenweise
besungen hatte.? Matheus Schneider, ein Schuhmacher aus Steyr,
war im Jahre 1562, also noch zu Lebzeiten Hans Sachsens, Schuh-
knecht bei Georg Hagers Vater in Nürnberg. Schon aus diesen An-
yaben erhellt, wie sich zwischen den Kreisen der Meistersänger in
Nürnberg und Steyr Fäden herüber- und hinüberspannen. Dabei
möge gleich erwähnt werden, daß Hans Sachs selbst im Jahre 15138
in Wels, der zweitwichtigsten Stadt in der Geschichte des ober-
österreichischen Meistergesanges, gewesen ist. Der hervorragendste
unter den Welser Meistersängern, Paul Freudenlechner, dessen dich-
terische Tätigkeit sich während der Jahre 1575 bis 1616 nach-
weisen läßt, hat vermutlich in Eferding in Oberösterreich die Meister-
zängerschule gegründet, er sang hier am 6. August 1606 im langen
Ton Hans Sachsens.* Töne und Lieder Hans Sachsens lebten unter
len Meistersängern in Österreich in reichlicher Zahl im 17. Jahr-
hundert noch fort. Oberösterreichische Meistersänger haben sich mit
dem Sammeln und Schreiben von Handschriften befaßt, in die Hans
Saehs Aufnahme fand. Der eben genannte Paul Freudenlechner
tritt uns hier wieder entgegen, ferner Thomas Stromair in Wels
1 Schnorrs Archiv 3 (1874), S. 57.
2 Hans Widmann, Zur Geschichte und Literatur des Meistergesanges
in Oberösterreich, Wien und Leipzig, 1885, S. 11.
3 Deutsch-österreichische Literaturgeschichte. Hg. von J. W. Nagl
und J. Zeidler. Hauptband, Wien, 1899, S. 532, Anm. 2 (von S. 5301).
4 Widmann a. a. O., S. 12—13. August Hartmann, Deutsche
Meisterliederhandschriften in Ungarn, München, 1894, S. 17. Vgl. auch
Wilhelm Pailler, Weihnachtslieder und Krippenspiele aus Oberösterreich
and Tirol. 1. Bd., Innsbruck, 1881, S. 393—394.