frei zwischen die beiden Fenster des recht tiefen Zim—
mers, und seine Lieblingsbeschäftigung konnte ihren
Anfang nehmen, er malte Blumen. Die wurden
zuerst nach der Vorlage durchgezeichnet auf Pflanzen—
papier. Um die Schwärze für das Uebertragen vom
Pflanzenpapier auf das Aquarellpapier war er nicht
verlegen. Denn die hatte er sorgfältig gesammelt,
so oft er seinen Bleistift spitzte; er tat es sehr oft.
Der schwarze Graphitstaub wurde in einem aus—
gedienten Stahlfederschächtelein sorgfältig aufge—
fangen. Waren die Umrisse wiederum sorgfältig auf
dem Aquarellpapier nachgefahren, so wurden die
Malwerkzeuge ausgebreitet, viele Farbenschifflein, ge—
hörig ausgerichtet, und für jede Farbe ein Pinsel;
denn die aufgetragene Farbe sollte rein und un—
verfälscht erscheinen, Wasserglas, Palette usp. In
Anbetracht der zur Verfügung stehenden freien Zeit
rückte denn auch die Arbeit mit Muße vor. Saß man
abends bei der Arbeit, so thronte er oben am Tische
und nur das Kratzen der Federn, die Stricknadeln
der Doktorin und das Blasen des Rauches aus seiner
Tabakspfeife unterbrach die Stille. Erst nach dem
Abendessen wurde geschwätzt, dann kam auch der
weibliche Teil und die Jugend zum Wort.
Freudlos war dieses Jahr nicht, wenn sich die
Freuden auch nicht immer in den Grenzen der Ge—
setzmäßigkeit bewegten, wenn wir Brüder mit den
anderen beispielsweise die herausgerissenen Blätter
meiner unter väterlicher Leitung daheim gefertigten
Lateinhefte im Winter, vor dem Ofen kauernd, rollten
und rauchten, oder uns über „die Doktorin“, so gut
sie es mit uns meinte, weidlich aussprachen, wäh—
rend Fräulein Käthe gerade auf dem schmalen an—
N