Volltext: Rector Universitatis Altdorffinae, Nicolaus Rittershusius Cives Academicos Ad Funus Viri Integerrimi Dn. Georgii Hagen Typographi Universitatis solertissimi fidelissimi Amanter & officiose invitat

Ur 
am Arme des Kleinen aber hängt wieder jenes Täfelchen mit 
dem aufgeschriebenen Anfange des ABC, wie auf dem Holzschnitt 
aus der Margaritha philosophica. Würden wir einen Blick auf die 
Schreibfläche des Täfelchens bei Dürer thun können, wir würden 
zweifellos dort auch die Anfänge des ABC lesen. Ein oder 
mehrere lernende und schreibende Knaben sind in allen Jahr- 
hunderten des Mittelalters auf den bildlichen Darstellungen die 
unzertrennlichen Begleiter der Grammatica. 
Damit hätten wir also die Anführerin der sieben freien Künste 
herausgefunden. Die zweite, die immer eng mit der Grammatik 
verknüpfte Dialektik -oder Logik, ist auch schnell gefunden. Sie 
durch eine lebhaft gesticulierende‘ Person zur Anschauung zu 
bringen, wie das das Titelbild der Margaritha philosophica oder das 
Gruppenbild der freien Künste im „Spiegel des menschlichen Le- 
bens“ und andere Darstellungen der Zeit thun, ging nicht an, 
sobald Dürer einmal darauf verzichtet hatte, nach dem Schema 
der bisherigen Darstellungsart jede Kunst durch eine besondere 
menschliche Gestalt zur Anschauung zu bringen. Da nun schon 
bei Terentius Varro und bei Marcianus Capella ‚die Dialektik auf- 
tritt, wie sie Formeln auf eine Wachstafel schreibt, da sie ausser- 
dem auf Denkmälern der verschiedensten Jahrhunderte oftmals 
schreibend dargestellt wird, — ich nenne als ein ganz frühes 
Beispiel den gemalten runden Tisch des Theodulf von Orleans 
(+ 821), als ein spätes die betreffende Darstellung in den 
Brandenburger Bibliotheksfresken, — da die Dialektik ferner im 
15. und 16. Jahrhundert vielfach mit der Grammatik zusammen 
unter den Begriff der schreibenden Künste eingereiht wird; so 
war es das einfachste, auch sie als Schreibkunst darzustellen. Ganz 
richtig hat aber Dürer den Unterschied gegen die Grammatik 
kenntlich gemacht: Die Grammatik hat regelmässig einen Sschrei- 
benden Knaben bei sich, darum wird sie durch einen solchen, 
der. sozusagen ihr Attribut darstellt, vertreten. Die Dialektik aber 
hatte in der bisherigen Kunst keinen Begleiter sondern führte das 
Schreibzeug selber. Wir sehen darum auch nur ihr Attribut wieder- 
gegeben, das Tintenfass, jener kleine einem Kreisel ähnliche 
Gegenstand zwischen der Kugel und dem schlafenden Hunde am 
Boden, der den Erklärern so viel Kopfzerbrechens verursacht hat. 
Er wird für keine der anderen Künste weiterhin in Anspruch
	        
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