174 Hans Sachs ausgewählte dramatische Werke.
Der Mann spricht:
Wo deine Lieb' hat so Bestand,
Wie du mir hier erzählst alleine,
So ist sie größer als die meine;
Nun thu' ich deiner Lieb' mich freuen.
Das Weib spricht:
Ja, lieber Mann, bei meinen Treuen,
So meine Liebe ist, glaub' mir!
Doch offenbart' ich's niemals dir,
Daß du nicht drauf verlassest dich.
Nun bleib' zu Hause, will ich
Zur Pegnitz eilen rasch hinaus
Und dort die Wäsche spülen aus.
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Der Mann spricht:
Geh' hin und wasch', so will ich bleiben,
Am Ofen mir die Zeit vertreiben,
Das Obst umkehren unterdessen
Und hie und da ein Birnchen essen.
(Das Weib geht ab.)
Der Mann spricht zu sich selbst:
Mein Weib rühmt großer Liebe sich,
Und dennoch habe wahrlich ich
Mein Lebtag wenig 'von empfunden.
Ich glaub', wenn ich den Tod gefunden,
Läßt sie erst ihre Liebe sehen;
Wär' besser bei meinem Leben geschehen,
So hätt' ich etwas bessre Tage.
Was hilft mir Todtem ihre Klage?
Gern möcht' die Ursach' ich ergründen.
Mich dünkt, ich könnte sie gut finden,
Wenn ich mich in die Stube streckte
—V
(Gleichsam als wär' gestorben ich)
Und zög' den Athem fest an mich,
Daß wenn sie kommt, sie mich glaubt todt.
Was würd' für Klagen, Angst und Noth