fullscreen: Hans Sachs und die Heldensage (Band 1)

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gelegten ist es jedoch zweifellos, dass wir in beiden Erzählungen 
Niederschläge unserer Sage erblicken müssen, des Wunderbaren 
entkleidet und mit einem moralisierenden Schlusse nach Art 
der Gesta versehen. Der hier benutzte cod. Berol. bez. dessen 
Vorlage ist nach Oesterley s. 256 wahrscheinlich vor der Mitte 
des 14. Jahrhunderts niedergeschrieben; ein sicheres Zeugnis 
aus jener Zeit bietet der jüngst zu Innsbruck aufgefundene cod. 
Oenip, lat. 310 (220 cap.), er stammt aus dem Jahre 1342, 
also fast aus derselben Zeit, in der Conrad von Megenberg in 
Bayern sein „Buch der Natur‘ verfasste. — 
/ 
Durch die Auffindung dieses Innsbrucker Codex der Gesta, 
der jedenfalls in Tirol auch niedergeschrieben ist, kommen wir 
einem Lande sehr nahe, in dessen Literatur uns ebenfalls eine 
auffallende Geschichte von einer Königin und einem Stallknechte, 
wie in den Gesta von einem Bauernknechte, begegnet, und 
diese Königin heisst, wie in der deutschen Sage, Theodolinde. 
Die Erzählung findet sich bei Boccaccio in dessen Decamerone 
Ill, 2, und es entsteht nun die Frage, ob Boccaccio zu der deut- 
schen Sage oder deren Ausläufern in irgend welcher Beziehung 
steht. Zur Beantwortung dieser Frage ist es nötig, den Quellen 
der besagten Novelle etwas näher nachzugehen. 
Fauchet, Recueil de la langue et poesie frangaise (Paris 
1581) s. 106 meint, Boccaccio könne die Novelle entlehnt 
haben aus dem Dolopathos!) und zwar aus der Geschichte 
vom Schatzhaus (Herodot II cap. 121). Manni, Istoria del 
Decamerone (Firenze 1742) s. 220 nimmt diese Bemerkung auf, 
Val. Schmidt, Beiträge zur Geschichte der romant. Poesie 
meint Oesterley mit dieser Angabe die in Göttingen befindliche, sehr 
reichhaltige Handschrift von Meisterliedern des Ambros. Metzger (1578— 
nach 1632), den Cod. Gott. philol. Nr. 196 fol, wo s. 430 (Nr. 249) 
steht: „In der harten felderweisz v. Fischer. Von der Weiber unbsten- 
digkeit /Wird in Gestis gelesen/ Romanorum ...“ vom 18. Juli 1626. 
Die Erzählung der Gesta ist einfach als Meisterlied behandelt, das Ge- 
dicht bietet also für unsere Untersuchung nichts Neues. 
1) Roman des sept sages de Rome ed. Le Roux de Lincy. Paris 
1838. S. 1924.
	        
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