Objekt: "Als Nürnberg freie Reichsstadt war"

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Stadtsöldner, mit Zinken, Pfeifen und Trommeln 
voran, auf den Lauferplatz. Ihr folgte, von dem 
tobenden Janhagel umschwärmt, ein Abgeordneter des 
hohen Rathes mit Gefolge, der sich sogleich nach er— 
haltener Nachricht an Ort und Stelle begeben hatte. 
Dicht hinter diesem kam ein Leiterwagen und auf ihm 
lag, gebunden und geknebelt und rings von berittenen 
Armbrustschützen umgeben, der gefürchtete Held der Ge— 
schichte, der Raubritter Eppelein von Gailingen. Er 
war ein kolossaler, kräftiger Mann, sonnverbrannt, 
mit rabenschwarzem Bart- und Haupthaar. Seine 
Augen blickten finster und unheildrohend auf die 
schreiende und gaffende Menge und die Züge seines 
Gesichts verzerrten sich oft in ohnmächtigem Grimme. 
Als der Wagen in die Nähe des Vollbier'schen Hauses 
kam, warf er zufällig einen langen Blick auf die über 
die Köpfe der Menge hervortretenden Politiker, was 
deren Präses später Gelegenheit gab, zu behaupten, 
der Gailinger habe ihn erkannt und kameradschaftlich 
zugewunken, worüber er noch in manch hitzigen Disput 
mit den nichts bemerkt haben wollenden Genossen ge— 
rieth. Dem Wagen Eppelein's folgten noch mehrere 
mit Gefangenen und diesen die reiche Beute an Waffen 
und Rossen, unter letzteren als vorzüglich angestaunt, 
Rapp, der schwarze Streithengst des Raubritters. 
Den Schluß machten wieder zwei Fähnlein Stadt— 
söldner und eine Unmasse Volks. 
Der Zug bewegte sich zum Rathhause, wo die 
Beute abgeliefert wurde, und dann hinauf in die Burg, 
dem Gefängniß der Räuber. Auch wir verlassen nun— 
mehr die Nähe der politischen Gesellschaft, weil wir 
dort alles gehört und betrachtet haben, was uns zu
	        
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