57
gegen dieselbe als ganz vergeblich erwiesen. Erst seit Erlaß der
amtlichen Maßregeln ist eine wesentliche Besserung eingetreten.
Wir wären deshalb außerordentlich dankhar, wenn an diesen
strengen Maßregeln festgehalten wird.,
Vorsitzender: Zum Worte hat sich noch gemeldet Herr
Reichs- und Landtagsabgeordneter Lutz-Heidenhein. —
Lutz: Königliche Hoheit! Meine sehr verehrten Herren!
Verzeihen Sie, wenn ich noch einige Worte sage. Ich muß dies
thun, weil eine meiner Behauptungen nicht die Billigung Seiner
Excellenz des Herrn Staatsministers Freiherrn von Feilitzsch
gefunden hat. Wenn ich sagte, man möge die Einfuhr von Rind—
vieh überhaupt verbieten, so verlangte ich damit gewiß nichts
neues. Die erste Generalversammlung des Landwirtschaftlichen
Vereins, der ich beizuwohnen die Ehre hatte, hat einstimmig
beschlossen, daß die Einführung von lebendem Vieh derboten
werden solle, und sie hat ebenso einstimmig beigesetzt, daß an den
Grenzen Schlachthäuser errichtet werden sollten und ferner Ein—
fuhr von Vieh in geschlachtetem Zustand gestattet werden sollte.
Ich darf wohl sagen, daß ich hier auf der einen oder anderen
Seite Fehler erblicken muß. Warum soll denn die Einfuhr nicht
verboten werden können? Nach Belgien, Frankreich, in die
Schweiz, nach Dänemark, Holland darf kein lebendes Vieh ein—
geführt werden. Ich darf wohl darauf hinweisen, daß es in
Frankreich und Belgien auch große Städte gibt und dort alles
mit einheimischem Fleisch versehen wird. Wenn Seine Excellenz
der Herr Staatsminister, dessen Fürsorge für die Landwirtschaft
ich recht gerne anerkenne, meint, wir seien in Bayern gar nicht
in der Lage, das ganze Land mit dem nötigen Fleisch zu ver—
sehen, dann darf das doch noch viel eher vom ganzen Deutschen
Reiche gesagt werden. Denn in Bayern ist der landwirtschaft—
liche Betrieb doch noch die Hauptsache. Ich möchte nur an die
kleinen Bauern erinnern. Die haben früher immer Ochsen ge—
mästet. Jetzt aber haben diese die Mästung aufgegeben. Denn
durch die Gestattung der Einfuhr ist es für sie viel schlimmer
geworden. Die Preise sind so heruntergegangen, daß sich die
Mästung nicht mehr lohnt. Und späterhin wird das Fleisch noch
ganz bedeutend teurer werden. Wir wollen gewiß nicht zu teures
Fleisch liefern. Aber wir Landwirte müssen doch weniagstens auf
——