Objekt: Verhandlungen der ... Wanderversammlung Bayerischer Landwirte zu Nürnberg vom 12. bis 15. Mai 1895 (32. (1895))

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gegen dieselbe als ganz vergeblich erwiesen. Erst seit Erlaß der 
amtlichen Maßregeln ist eine wesentliche Besserung eingetreten. 
Wir wären deshalb außerordentlich dankhar, wenn an diesen 
strengen Maßregeln festgehalten wird., 
Vorsitzender: Zum Worte hat sich noch gemeldet Herr 
Reichs- und Landtagsabgeordneter Lutz-Heidenhein. — 
Lutz: Königliche Hoheit! Meine sehr verehrten Herren! 
Verzeihen Sie, wenn ich noch einige Worte sage. Ich muß dies 
thun, weil eine meiner Behauptungen nicht die Billigung Seiner 
Excellenz des Herrn Staatsministers Freiherrn von Feilitzsch 
gefunden hat. Wenn ich sagte, man möge die Einfuhr von Rind— 
vieh überhaupt verbieten, so verlangte ich damit gewiß nichts 
neues. Die erste Generalversammlung des Landwirtschaftlichen 
Vereins, der ich beizuwohnen die Ehre hatte, hat einstimmig 
beschlossen, daß die Einführung von lebendem Vieh derboten 
werden solle, und sie hat ebenso einstimmig beigesetzt, daß an den 
Grenzen Schlachthäuser errichtet werden sollten und ferner Ein— 
fuhr von Vieh in geschlachtetem Zustand gestattet werden sollte. 
Ich darf wohl sagen, daß ich hier auf der einen oder anderen 
Seite Fehler erblicken muß. Warum soll denn die Einfuhr nicht 
verboten werden können? Nach Belgien, Frankreich, in die 
Schweiz, nach Dänemark, Holland darf kein lebendes Vieh ein— 
geführt werden. Ich darf wohl darauf hinweisen, daß es in 
Frankreich und Belgien auch große Städte gibt und dort alles 
mit einheimischem Fleisch versehen wird. Wenn Seine Excellenz 
der Herr Staatsminister, dessen Fürsorge für die Landwirtschaft 
ich recht gerne anerkenne, meint, wir seien in Bayern gar nicht 
in der Lage, das ganze Land mit dem nötigen Fleisch zu ver— 
sehen, dann darf das doch noch viel eher vom ganzen Deutschen 
Reiche gesagt werden. Denn in Bayern ist der landwirtschaft— 
liche Betrieb doch noch die Hauptsache. Ich möchte nur an die 
kleinen Bauern erinnern. Die haben früher immer Ochsen ge— 
mästet. Jetzt aber haben diese die Mästung aufgegeben. Denn 
durch die Gestattung der Einfuhr ist es für sie viel schlimmer 
geworden. Die Preise sind so heruntergegangen, daß sich die 
Mästung nicht mehr lohnt. Und späterhin wird das Fleisch noch 
ganz bedeutend teurer werden. Wir wollen gewiß nicht zu teures 
Fleisch liefern. Aber wir Landwirte müssen doch weniagstens auf 
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