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Stadt und der Landschaft zusammentrete und die Beschwerden des
Landes aufnehme. Bis zum Austrag der Sache sollten weder Zins
noch Zehenten gefordert werden, das Domkapitel aufhören, der Bischof
allein Herr des Landes sein. Auch der freien Predigt des Evange—
liums wurde nichts mehr in den Weg gelegt. Der Nürnberger Rat
hatte die Ratsfreunde Martin Tucher und Bernhard Paum—
gärtner entsendet, um die Irrungen schlichten zu helfen, der Bischof
wollte aber von den guten Diensten der Nürnberger nichts wissen.
Seine Sehnsucht stand nach der bewaffneten Einmischung des Truchseß
und nicht nach der friedlichen Vermittlung der Nachbarn von Nürnberg.
Obwohl zu der Zeit, da der Truchseß in Würzburg war, die
größte Ruhe in Bamberg herrschte und die Thätigkeit des Landes—
ausschusses hoffen ließ, daß das Land ohne jede Einmischung zur
vollen Beruhigung zurückkehren werde, richtete der Bischof doch einen
wahren Jammerbrief an den Truchseß, in welchem er über seine Be—
drängnisse bitter klagt und den Truchseß beschwört, nach Bamberg
zu kommen, um zu richten und zu strafen. Der Truchseß säumte
nicht, für den Pfaffen den Henker zu spielen. Ohne · dem geringsten
Widerstand zu begegnen, rückte er am 19. Juni in Bamberg ein.
Zwölf am Aufstand beteiligte Bürger wurden sofort enthauptet,
darunter zwei vom Rat, ebenso zwölf Bauern. Neun Bürger, die
in keiner Weise am Aufstand beteiligt waren, vielmehr sich schützend
um das Eigenthum des Bischofs angenommen hatten, welche aber
reich und evangelisch waren, ließ der Truchseß in den Turm werfen
und verschenkte ihre Güter an fünf vornehme Herren im Bundesheer.
Nur die kräftige Einsprache Nürnbergs errettete sie. Viele Bürger,
es wird von 400 geschrieben, waren schon vor der Ankunft des Truchseß
nach Nürnberg geflüchtet, mußten aber bald den Flüchtlingsstab weiter—
setzen, weil der Markgraf Kasimir den Nürnberger Rat beim schwä—
bischen Bund verklagte, daß er „Feinde des Bundes“ beherberge.
Der Landesausschuß verschwand von der Bildfläche, dem Land wurde
ein Schadenersatz von 170000 fl. für Bischof und Adel auferlegt,
Hallstadt wurde bis auf einige Häuser niedergebrannt.
Von Bamberg weg zog der Truchseß auf Nürnberg zu, um
von da den Weg ins Ries und nach Oberschwaben fortzusetzen. Die
zuchtlos gewordenen Scharen des Bundesheeres hausten unterwegs
wie in Feindesland, raubten Schafe und Rinder, die sie in Heerden
mit sich führten und verderbten Felder und Wiesen. Die erschreckten
Bauern bestürmten den Rat von Nürnberg um Schutz und Hilfe.
Es wurden Schilder mit dem Nürnberger Stadtwappen verteilt,
welsche die Bauern an ihre Häuser hefteten. Fuür Nürnberg wurde
dem Heer der Durchzug verstattet, aber nur durch die Hauptstraße;