Inhaltsverzeichnis: Eppelein von Gailingen, und was sich seiner Zeit mit diesem ritterlichen Eulenspiegel und seinen Spießgesellen im Fränkischen zugetragen

98 
„Großweis, edelmächtig' Herrn! Meinen unterthä— 
nigen Gruß zuvor! Weil Ihr vermeinen könntet, ich nähm' 
keinen Teil, so Ihr zu Ehren kommt und scharfen Ver— 
stand zeigt, so will ich mich dagegen hiemit verwahren. 
Wünsch' Euch also viel Glück zu Euerem Verstand, da 
Ihr dem Kaiser die Schlüssel wieder ablocktet, und freut 
mich viel, daß Ihr mir endlich was abgelernt habt. Hab' 
Euch demnach gutes Lob erteilt. Glaubt aber nicht, daß 
Ihr mir nun fortan gewachsen seid und an Schalkheit 
Herr werdet. Ich weiß alles! Ihr verstärkt Euch ins— 
geheim, verbindet Euch aller Orte und meint, ich sei ein 
reifes Korn und recht zum Schneiden, als daß Ihr mich 
dann zu Tod dröschet! Ich aber bin nit fast geneigt 
so bald zu unterliegen. Noch hab' ich Freunde genug, 
und will ihrer bald noch mehr gewinnen; meine Zauberei 
hat auch trefflich Bestand, und mein Rößlein springt wie 
eh'. Nehmt Euch deshalb wohl in acht! Denn kaum ich 
hör', Ihr wollt mir hart an, will ich wohl machen, daß 
Euch die Köpfe brennen; da komm' ich dann um die 
Nachtzeit nach Nürnberg hinein, und brauch' dazu keinen 
Schlüssel, wie der Kaiser Wenzel. Bin Euch aber sonst 
wohl geneigt, und lassen Euch alle grüßen, der Wolf, die 
Bernheimer und der Jäcklein zumal. 
Eppelein.“ 
D'rob ließen sich die Nürnberger nicht irren, besprachen 
sich stets mehr mit nachbarlichen Städten, und wurden 
einem oder dem anderen Staudenhecht Meister. Nur der 
Eppelein kam noch stets durch. 
Weil aber der Eppelein vom Brennen geschrieben 
hatte, fürchteten sie, er möchte Wort halten und ihnen 
wieder etliche hundert Häuser niederlegen. Stellten des— 
halb an jedem Thor eine Rotte auf, die acht haben mußte, 
daß kein Feuer gelegt werde, und in der Stadt schärften 
sie den Nachtwächtern ihre Pflicht zwiefach ein. 
Nun war's eine kalte, finstere Novembernacht. 
Wie da die Nachtwächter ihres Weges dahinschritten, 
und mit Horn und Stimme wohl zeiglen, daß sie wach
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.