Hans Sachs.
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Mein Handwerk wieder angehn, Tag und Nacht
Will ich der Arbeit opfern, daß ich nichts
Von dem, was ist und war, bemerken kann.
Fa, alles will ich thun, was Ihr begehrt,
Nur (cheu und leise) keine Verse machen — dies, o Herr,
Dies einz'ge könnt ich nicht.
Maximilian (der einen Gedanken verfolgt, winkt dem ersten Käm—
merling und sagt ihm einige Worte ins Ohr).
Zachs (blickt verstohlen und mit hoffender Angst nach dem Kaiser).
Der erste Kümmerling (oerneigt sich und winkt dem zweiten Käm—
merling, ihm zu folgen).
Beide (gehen durch die Mittelthüre ab).
Vierter Auftritt.
Kaiser Maximilian. Hans Sachs.
Maximilian (zu Sachs). In einer Stunde
Komm zu dem Rathaus auf den großen Platz,
Dort wollen wir das weitere besprechen. Er will fortgehen.)
Sachs (scheu).
Darf ich mit ein'ger Hoffnung von Euch gehn,
Erlauchter Herr?
Maximilian. Ich sage dir nichts zu,
Doch kann's geschehn, daß dir geholfen wird.
Dein Lieben ist, wie ich bemerkt, gar sehr
Verbunden mit der Kunst, die mir gefällt;
(mit freundlichem Lächeln)
Und da mir's nicht gelungen, dich zu heilen
Von deiner Liebesnot, so muß ich wohl
Auf andre Mittel denken, deine Kunst
Uns zu bewahren, weil du schon einmal
Nicht dichten kannst, wenn du nicht lieben darfst.
Jetzt geh nur deines Wegs und sei getrost,
Ich bin dir ja den Führerlohn noch schuldig.
(Er klopft Sachs auf die Schulter.)
Zachs (küßt ihm den Saum seines Mantels).
Maximilian (geht nach rechts in sein Kabinett).
Zachs (mit freudiger Ruͤhrung).
Hilft dir ein Mensch, mein Herz, in deiner Pein,
Hilft dir von allen Menschen er allein! (Er gebt ab.)