—“ Il. Die Festtage 6—
„Sprache wegen ganz eigenartigen Werken zeigt sich eine seltene
Tiefe des Gemütes und Herzens, eine staunenswerte Fülle
des behandelten Stoffes. Mutig greift er in die tiefgehende
Bewegung seiner Zeit, klaren, festen Geistes tritt er den
Ereignissen gegenüber, eindringlich erhebt er in jener Zeit
großer Umwälzungen seine Stimme, er fühlt in sich den Beruf
als Erzieher und Berater des dentschen Volkes. So steht der
einfache Handwerker ebenbürtig neben den hervorragenden
Gelehrten, Künstlern und vornehmen Patriziern seiner Zeit,
verklärt durch die herrliche Dichtung unseres Altmeisters Goethe,
der freimütig bekennt, daß er von Sachsens Reim und Rhyth—
mus viel gelernt und sie bei manchen Gelegenheiten nach—
geahmt habe. Aber, könnte man fragen, eignet sich deun die
100ste Wiederkehr des Geburtstages dieses Mannes zu einer
Volksfeier, geziemt es nicht vielmehr den Gelehrten, diesen
Tag zu feiern? Gewiß haben die Männer der Wissenschaft
dazu alle Ursache, sie haben es auch gethan. Man sehe nur
hin auf die Festschriften, in welchen Hans Sachs gefeiert
wird, auf die ihn verherrlichenden Festspiele, wie wir gestern
ein solches aus Meisterhand und edler Begeisterung hervor—
gegangenes Spiel gehört haben; man sehe hin auf die wissen—
schaftlichen Bearbeitungeu und kritischen Ausgaben seiner
unzähligen Werke. Eine eigene Sachsforschung und Literatur
ist entstanden, Fachgelehrte machen es sich zur Lebensaufgabe,
diesen merkwürdigen Mann, der eine Zeit lang schier ver—
gessen war, seinem Volke zurückzugeben. Konnte das Volk
zurückstehen, wenn es gilt, den Mann zu feiern, der nach
seiner Geburt und Stellung, nach seiner Lebensauffassung
und seinem Wirken ganz und gar dem Volke angehört? Wehe
unserem Volke, wenn es seiner großen Männer vergäße, es
wäre dann reif, selbst vergessen zu werden. Aber noch ist es
nicht so; hente geht der mächtige Ruf durch unser ganzes
Volk: Ehre deinen deutschen Meister! Mit Liebe und Ver—
ehrung setzt ihm dasselbe heute den Ruhmeskrauz auf das“