Metadaten: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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ordnung zog sich das Heer nach Tachau zurück, „mit schanden“, wie 
ein Mitglied der Familie Tucher in seinem uns noch erhaltenen Ge⸗ 
denkbüchlein berichtet. Aber auch hier war seines Bleibens nicht lange. 
Als Prokop näher rückte, löste es sich völlig in wilder Flucht auf. 
Die Mahnungen des aus dem königlichen Hause von England stammenden 
Kardinallegaten Heinrich Beaufort, der mit beim Heere war vor 
kurzem war er auch in Nürnberg gewesen —, waren vergeblich. Die 
allgemeine Zuchtlosigkeit, der kleinliche Egoismus der Fürsten ließen 
es geschehen, daß die deutsche Waffenehre sich tief mit Schmach / und 
Schande bedeckte.*) 
Die in der Nähe der böhmischen Grenze gelegenen deutschen Städte 
hatten nun wohl Ursache auf ihrer Hut zu sein. Auch Nürnberg ver—⸗ 
stärkte seine Befestigungen, vor allem an der Nordseite, wo seit dem 
gerade in jenen Tagen vollzogenen Kauf der burggräflichen Veste rüstig 
—D Zwinger gearbeitet 
werden konnte. Damals erging das früher schon erwähnte Ratsgebot, 
daß jeglicher Hauswirt, Mann oder Frau, mit ihren Kindern, die über 
12 Jahre alt waren, und ihre sämtlichen Ehehalten (Dienstboten), Knechte 
und Mägde, „in den Graben mußten“, um einen Tag darin zu arbeiten. 
Wer nicht arbeiten wollte oder konnte, mußte 10 Pfennige zur Ab— 
lösung zahlen. Noch umfassendere Vorsichtsmaßregeln traf man 1430, 
als die Hussiten, nachdem sie schon in den vorhergehenden Jahren den 
Krieg ihrerseits in die Länder ihrer Feinde getragen und Schlesien 
und die Lausitz, im Süden Ungarn, Osterreich und Bayern mit Mord 
und Brand heimgesucht hatten, nun auch ins Meißnische und Sächsische 
zogen, wohin auch der Nürnberger Rat Hilfstruppen entsandt hatte, 
und endlich selbst Franken mit ihrem Einfall bedrohten. Plauen im 
Voigtland war schon genommen worden, dann gingen Bayreuth und 
Kulmbach sowie das nahe Auerbach in der Oberpfalz verloren und von 
Bamberg flohen viele mit ihrem Gut in das größere Sicherheit ver— 
heißende feste Nürnberg. Verwüstete Felder, rauchende Trümmer von 
Dörfern und Städten bezeichneten der „Hussen“ Spur. Beim Heran—⸗ 
nahen der „schnöden, grimmigen Ketzer“ leerten sich die Ortschaften, 
selbst feste Städte, von ihren Verteidigern, denen, wenn sie in die 
Gewalt der Hussen kamen, ein schlimmes Schicksal bereitet zu werden 
pflegte. Vielerorten hatten die Böhmen die ganze männliche Bevölkerung 
niedergemacht. Dagegen standen sie in dem Rufe, die Frauen und 
Kinder zu schonen. Und so „flohen die Bürger und Bauern zu Holz 
7 5. Bazold, König Sigmund u. s. w. 2. Abteilung. S, 116 f. Siehe 
außerdem Weber, Weltgeschichte, VIII. Bd. An diesem unglücklichen Feldzuge nahm 
auch der Nürnberger Dichter Hans Rosenplüt teil, der ihn poetisch in seinem „Spruch 
von Beheim“ beschrieben hat.
	        
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