Volltext: Das Hans Sachsfest in Nürnberg am 4. und 5. November 1894

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1.. Die Festtage 4— 
„Sachs aber wurde gesagt, für solches Büchlein die Reime 
zu machen, sei seines Amtes nicht und gezieme ihm auch nicht; 
er solle seines Handwerks und Schuhmachens warten und sich 
auch enthalten, einige Büchlein oder Reime hinfüro ausgehn 
zu lassen, sonst werde er nach seiner Notdurft gegen ihn handeln, 
für diesmal wolle er die Strafe noch zurückhalten, „doch mit 
der offenen Hand, die nach ihrer Gelegenheit fürzunehmen.“ 
Damit war nicht zu spaßen, und Hans Sachs zog sich auf eine 
Weile, hierdurch empfindlich gekränkt, von der HÖpffentlichkeit 
zurück. Die Büchlein fanden keine Verbreitung; der Drucker 
Hans Guldenmund mußte sämtliche Exemplare, sowie die Formen 
zu den Holzschnitten aufs Rathaus ausliefern, wie der Rat 
auch die auf der Frankfurter Messe feilgebotenen Exemplare 
ankaufen und „abthun“ ließ. 
Aber einem Hans Sachs, dessen Schicksal hier Ähnlichkeit 
mit dem Schillers hat, das Dichten zu verbieten, konnte ebenso 
wenig von Erfolg sein, als wenn man der Lerche oder Nachtigall 
das Singen wehren wollte. Den Fortgang der Reformation 
verfolgte er aufs genaueste; dichtete geistliche Lieder und Psalmen 
für den inzwischen eingeführten deutschen Kirchengesang, eiferte 
gegen mangelnde Sittlichkeit und unkirchliches Wesen, gegen 
Aberglauben und Unduldsamkeit bei den Anhängern Luthers, 
kurz, er war ein tapferer Mitstreiter der Reformatoren und 
ein Hüter und Wächter der neuen Lehre. Tief bewegte ihn 
darum die Nachricht von dem Tode des Hauptes der Reformation 
1546), und in seinem Epitaphium läßt er die „Theologia in 
schneeweißem Gewande“ hintreten: 
zu Luthers Totenbahr' 
Die wand' ihr Händ' und rauft' ihr Haar, 
Gar kläglich mit Weinen durchbrach, 
Mit Seufzen sie aufing und sprach: 
O du treuer und kühner Held, 
Von Gott dem Herrn selbst auserwählt, 
Für mich so ritterlich zu kämpfen, 
Mit Gottes Wort die Feind' zu dämpfen.“
	        
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