Objekt: Geschichte der Reichsstadt Nürnberg

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sie deshalb kurzab an ein künftiges Concilium verwiesen. 
War nun diese Sache auch ein ganzes Jahr hinaus gescho— 
ben, so geschahen doch Schritte, welche das gänzliche 
Abschaffen der alten kirchlichen Gebräuche allmählich an— 
bahnten. Das Aufrichten der Ablaßfahnen, welches alljähr— 
lich zur Passionszeit zu einem Almosen für die Sondersiechen 
geschah, unterblieb diesesmal, das Passionsspiel am Char— 
freitag und in der Ostermetten, welches seit einigen Jahren 
im neuen Spital abgehalten worden war, wurde als ein 
Affenspiel, das die Leute an ihrer Andacht gehindert, abge— 
schafft, die Schüler durften nicht mehr mit dem Valmesel 
in der Stadt umherziehn, und die Weihung des Weins, 
welche alljährlich in der Kirche zu St. Lorenzen am Johan— 
nistag statt fand, wurde verboten. Nur wegen Anwesenheit 
einiger Fürsten zeigte man das Heiligthum in gewohnter 
Weise, es geschah zum Letztenmal. 
So bereitwillig aber auch der Rath sich bei Abschaffung 
dieser Ceremonien gezeigt hatte, so streng war er wieder in 
andrer Hinsicht. Aus dem Frauen-Brüder-— (Karmeliter⸗) 
Kloster entsprangen vier Mönche, Johann Walter, seit W 
Jahren Augustiner und im Kloster zu Nürnberg Beichtiger, 
wurde von seinem Prior öffentlich absolvirt, und heirathete 
eine Schleierwürkerin; weder diesem noch einem andern 
Mönch, der eine Nonne geheirathet hatte, gestattete der Rath 
das Bürgerrecht, sondern verwies sie aus der Stadt und 
ihrem Gebiete; eben so zwei andre der Entsprungenen, von 
denen der eine ein Schmiedknecht, der andre ein Kartenmacher 
werden wollte. Eine Schrift, welche der Barfüßer-Mönch 
Kettenbach gegen den Kaiser und den Papst gerichtet hatte, 
sowie eine andre gegen den König Heinrich VIII. von Eng— 
land, verbot der Rath zu verkaufen, hingegen durfte alles, 
was gegen Dr. Luther geschrieben wurde, ohne Anstand ge⸗ 
druckt und verkauft werden. 
Aber alle diese Vorsichts-Maßregeln, welche der Rath
	        
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