242
sie deshalb kurzab an ein künftiges Concilium verwiesen.
War nun diese Sache auch ein ganzes Jahr hinaus gescho—
ben, so geschahen doch Schritte, welche das gänzliche
Abschaffen der alten kirchlichen Gebräuche allmählich an—
bahnten. Das Aufrichten der Ablaßfahnen, welches alljähr—
lich zur Passionszeit zu einem Almosen für die Sondersiechen
geschah, unterblieb diesesmal, das Passionsspiel am Char—
freitag und in der Ostermetten, welches seit einigen Jahren
im neuen Spital abgehalten worden war, wurde als ein
Affenspiel, das die Leute an ihrer Andacht gehindert, abge—
schafft, die Schüler durften nicht mehr mit dem Valmesel
in der Stadt umherziehn, und die Weihung des Weins,
welche alljährlich in der Kirche zu St. Lorenzen am Johan—
nistag statt fand, wurde verboten. Nur wegen Anwesenheit
einiger Fürsten zeigte man das Heiligthum in gewohnter
Weise, es geschah zum Letztenmal.
So bereitwillig aber auch der Rath sich bei Abschaffung
dieser Ceremonien gezeigt hatte, so streng war er wieder in
andrer Hinsicht. Aus dem Frauen-Brüder-— (Karmeliter⸗)
Kloster entsprangen vier Mönche, Johann Walter, seit W
Jahren Augustiner und im Kloster zu Nürnberg Beichtiger,
wurde von seinem Prior öffentlich absolvirt, und heirathete
eine Schleierwürkerin; weder diesem noch einem andern
Mönch, der eine Nonne geheirathet hatte, gestattete der Rath
das Bürgerrecht, sondern verwies sie aus der Stadt und
ihrem Gebiete; eben so zwei andre der Entsprungenen, von
denen der eine ein Schmiedknecht, der andre ein Kartenmacher
werden wollte. Eine Schrift, welche der Barfüßer-Mönch
Kettenbach gegen den Kaiser und den Papst gerichtet hatte,
sowie eine andre gegen den König Heinrich VIII. von Eng—
land, verbot der Rath zu verkaufen, hingegen durfte alles,
was gegen Dr. Luther geschrieben wurde, ohne Anstand ge⸗
druckt und verkauft werden.
Aber alle diese Vorsichts-Maßregeln, welche der Rath