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von S. Lorenz von rathswegen bitten, dass er seinem Predi-
ger Urlaub geb der schmachrede halb, die er Meister Heinrich
Grieninger über die canzel gethan hat, und dass s. Würden
den Prediger nit mehr auf die canzel lasse;‘“ Anton Tetzel
und Jörg Koler sollten „dem Probst zu S. Sebalt seines
predigers halb eine rede thun, er solle des poeten nicht
mehr gedenken, oder, wenn er das nicht meiden wollt, im
auch Urlaub zu geben, und nit mehr auf den predigerstuhl
zu lassen.“ Die Anfeindungen hörten damit noch nicht auf;
Sixt Tucher, der eine äusserst ängstliche Natur war — er
enthielt sich des eigenen Predigens, um sich der Kritik nicht
auszusetzen”) — wird dem Wunsche des Rates wohl nach-
gegeben haben, um weitere Konflikte zu verhüten; ob auch
Erasmus Toppler, den der Rath seines grossen Einflusses
beim Kaiser wegen überdies zu schonen liebte, ist weniger
gewiss; er machte jedenfalls Einwendungen, und es wurde
nach einigen Tagen verlassen, ihm zu sagen, wolle er den
Prediger gern länger behalten, möge er es thun, „doch dass
er vom Poet nichts sage;‘‘ zwischen der Sebalder und der
Poetenschule musste überdies die unmittelbare örtliche Nach-
barschaft — die Waage lag hart an der Kirche — den
Gegensatz noch verschärfen, der Schulmeister hetzte dann
den Prediger. Ihren Höhepunkt erreichten diese Machi-
nationen im Anfang des Jahres 1502. ‚Wir haben dafür
drei Zeugnisse. Die im April dieses Jahres erschienenen,
im Februar aber im Manuskripte abgeschlossenen Werke der
Roswitha***) enthalten auch das schon erwähnte Epigramm
Grieningers, in dem er seinem Gegner unter Berufung aut
die gelehrten Nonne anfährt*), freilich ohne ihn ausdrücklich
zu nennen: Invide, divinos non cessas carpere vates Tanquam
mendaces vaniloquosque viros? Nonne vides, quantum haec
monialis carmine possit, Historias sacras virgo diserta canens?
Gleichzeitig bat einer der Schüler des Poeten, der Kölner
und später Wittenberger Professor Georg Sibutus, Willibald
Pirckheimer in einer von uns auch schon ziterten Ode, nun-
mehr nach dem Tode seines Vaters, an dessen Stelle die
Schule zu schützen: tibi nunc defensio detur, Indoctus rauca
quando iam voce sacerdos Obloauitur vati, .. wie oft habe
*) vgl. Loose 1. c.
*) VI. p. Mis, dom., 20, April, R.-P.
***) s. Aschbach II, 246,
7) Klüpfel II, 83, Aschbach, Roswitha und Celtes ? 59.