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durfte es nur noch einer geringen äusseren Anregung, um sie
auch hier wieder hervortreten zu lassen. Diese Anregung
aber bietet uns wiederum diejenige Quelle, auf welche auch
schon in den ersten 5 Acten der Tragödie neben dem S. L. öfters
hinzuweisen war: nämlich das gedr. Heldenbuch, und zwar
das Gedicht vom Kaiser Ortnit. In spielmannsmässiger Wieder-
holung unternimmt Ortnit zweimal die Ausfahrt zur Bekämpfung
der Drachen, die ihm seines Schwagers Bosheit und Rachsucht
ins Land gesetzt. Beide Male entschläft er unter einer ver-
zauberten Linde, beim zweiten Male findet er alsdann im Schlafe
durch den Drachen seinen Tod. Sein erstes Abenteuer unter
der Linde hat, wie wir sahen, auf eine Aenderung im Kampfe
auf dem Drachenstein (Act V) Einfluss geübt; seine zweite
Fahrt und sein Tod hat auf die Darstellung von Siegfrieds Tod
gewirkt. Aus dem Berichte des S. L. geht zunächst nichts
weiter hervor, als dass der Held die Todeswunde zwischen den
Schultern empfängt, im Walde, als er sich in einem Brunnen
kühlt. Alles Nähere, z. B. wie er zum Brunnen kommt
etc., wird nicht erzählt; der Bericht ist unvollständig und nicht
klar, Hans Sachs musste also motivieren und ergänzen. Eines
aber geht aus der Darstellung des S. L. hervor: der Held ist
wehrlos, als er den Todesstoss empfängt. Die Ermordung des
wehrlosen Siegfried im Walde bot schon an und für sich eine
Parallele zu der Tötung des wehrlosen Ortnit, und weiterhin musste
Hans Sachs dadurch, dass der Kaiser hinausreitet in den Tann
(Keller 306, 19; 307, 16), sich dann unter eine Linde in Gras
und Blumen legt (307, 37) und dort entschläft, an jene Ein-
kleidung allegorischer Gedichte erinnert werden. So nahm er
denn die im Ortnit gegebene Darstellung in seine Tragödie
herüber, das Kühlen im Brunnen musste demgemäss verschwinden,
das Erscheinen Siegfrieds im Walde wurde motiviert durch die
ausgesprochene Absicht des Helden, dort zu schlafen; zugleich
ward der Spaziergang zu einer täglichen Gewohnheit Siegfrieds
gemacht, wieder ein familiärer Zug, wodurch dann die vorher-
gehende Verabredung der drei Brüder zum Morde ermöglicht
wird. Ferner ist besonders darauf hinzuweisen, dass die Linde auch
