Objekt: Viertes Stück meines Magazins von verschiedenen Kunst- und anderen nützlichen Sachen (4)

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gewesen, nimm das Geld, wo ich Dir schick' und komm und 
bitt' Dein alten Vattern um Verzeihung vor er in's Grab geht 
und steh Deiner armen Mutter bei. Du bist doch ihr Einziger 
und sie hat glaubt, sie werd vill Freud an Dir derleben und 
hat sich nun die Augen faßt blind geweint. Es grüßt und 
segnet Dich Deine Mutter.“ 
Mit Thränen tiefster, aufrichtigster Rührung hatte Heinrich 
den Brief gelesen und an die Lippen gedrückt. 
„Ich komme, Du gutes, armes Mütterchen, ich komme“ 
flüsterte er. „Du sollst auch Freude erleben an Deinem Einzigen, 
Du sollst ihn wieder verstehen lernen, wie Du ihn früher ver— 
standest. Du sollst nicht mehr weinen und der teure Vater nicht 
mehr böse sein.“ 
In fliegender Eile packte er seine Habseligkeiten zusammen, 
dann suchte er Nelly auf. 
„Ich muß fort, Geliebte, mein sterbender Vater verlangt 
nach mir. Bleibe mir gut und treu. Ich werde nicht nach 
England zurückkehren, sondern mich dauernd in meiner Vater— 
stadt Nürnberg niederlassen. Habe ich dort festen Fuß gefaßt 
und mir eine sichere Existenz geschaffen, so folgst Du mir nach 
und wirst mein Weib — willst Du?“ 
Nelly machte ein wenig begeistertes Gesicht. „Nach Deutsch— 
land soll ich — in einer kleinen Stadt mich als züchtige Haus— 
frau niederlassen? Hm. Weißt Du, lieber Heinrich, ich bin Dir 
cecht gut — aber das muß ich mir doch gründlich überlegen.“ 
„Nelly! Hast Du nicht geschworen Freud und Leid mit 
mir zu teilen — mir zu folgen, bis ans Ende der Welt?“ 
Sie wandte sich schmollend ab. „Nun ja, das sind Redens— 
arten. Ich hoffte doch, Du gingst mit mir nach England und 
versöhntest Dich mit Deinem Onkel. Ich will doch nicht mit 
Dir am Hungertuch nagen — man braucht etwas zum Leben, 
zumal wenn man jung und hübsch ist.“ 
„Nelly“ rief Heinrich mit schmerzbebender Stimme, „so 
hast Du in mir nur den reichen Erben gesehen? Nur an des 
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