Objekt: Bernardus, de Gordino: Lilium medicinae – Nürnberg, STN, Cent. V, 45

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Thronerbe ist, so weiß er auch, wer zur Zeit in Baden regiert, 
und wer nach dem Thron trachtet. Nicht undenkbar ist, daß 
zu einer Zeit, wo schon unheimliche Gerüchte über Vorgänge 
am badischen Hofe in Umlauf waren, Jemand sich den Witz 
mit dem Zettel in der Flasche machte, in der Berechnung, 
die Inschrift würde auf Baden gedeutet werden. Uebrigens 
scheint auch Herr v. Artin von der Vermutung von Kaspars 
Aufenthalt in Hochsal selbst nicht allzuviel zu halten, läßt 
er doch in seinen späteren Schlußfolgerungen den Prinzen 
von Karlsruhe nach drei- bis vierjährigen Irrfahrten nach 
Falkenhaus gebracht und dort 10-12 Jahre gefangen ge— 
halten werden. Hochsal kann also höchstens eine Station 
auf diesen Irrfahrten gewesen sein. 
Nach Falkenhaus verlegt Herr v. Artin die Stätte des 
langjährigen Verbrechens, ohne viele Gründe dafür anzugeben. 
Schade, daß er den „um die Lösung der Kaspar-Hauserfrage 
sehr verdienten Forscher“ nicht mit Namen nennt, wir würden 
sonst vielleicht von ihm Bestimmtes erfragen können. Sollte 
am Ende der Umstand, daß die Gräfin Hochberg seit 1796 
in Falkenhaus gewohnt hat, den Anfangsgrund zu dem Ver— 
dachte gegen diesen Ort gebildet haben? 
Nicht ohne Bedeutung erscheint Herrn v. Artin die 
Mitteilung, Kaspar Hauser habe mit Mitgliedern der badischen 
Herrscherfamilie starke Aehnlichkeit besessen. Es ist auffällig, 
daß diese Thatsache von nur sehr wenigen bemerkt und er— 
wähnt ist, also kann die Aehnlichkeit doch nicht so sehr 
frappant gewesen sein. Aber auch die wenigen, welche sie 
wahrnahmen, können sich leicht selbst getäuscht haben. Wenn 
sie nämlich an das Gerücht, welches Kaspar zum badischen 
Prinzen machte, glaubten, so spiegelte ihnen die Phantasie 
beim Anblicke des Jünglings leicht eine derartige Aehnlichkeit 
vor. Solche Selbsttäuschungen erleben wir oft. Ich weiß 
einen Fall, wo ein ehrlicher, aber in der Weltgeschichte schlecht
	        
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