Metadaten: Anselm von Feuerbach, der Jurist, als Philosoph

Menschen nichts anderes, als ein Dolch in .der Hand eines 
Kindes sei?“ 
Der gesuchte Zustand!) muss also ein solcher ausser dem 
Staate, muss ein Stand der Natur sein, indem der Mensch auf 
der niedersten Stufe der Existenz vernünftiger Wesen, in einem 
Zustand der Kindheit erscheint, wo er keine andere Fähigkeit 
besitzt, als zu empfinden, kein anderes Bedürfnis, als zu leben 
und sein Geschlecht fortzupflanzen. Er ist ohne Bedürfnisse 
und darum auch ohne Laster, Unschuld und Güte sind seine 
Eigenschaften. 
Aber dieser Mensch hat zu wenig Reize, als dass er uns 
Vergnügen bereitete. Bei seinem Anblick können wir uns nicht 
des Gedankens erwehren, lieber ein Mensch mit allen seinen 
Mängeln, als ein solches Tier mit allen seinen Tugenden zu sein. 
Er befriedigt das Herz, aber er beleidigt den Verstand, er hat 
zu wenig Würde, als dass wir ihn achten, zu wenig Schönheit, 
als dass wir ihn lieben könnten. Die Phantasie schmückt ihn 
daher mit Eigenschaften, die dieses Bild der Unschuld ver- 
schönern und mit den Anforderungen unseres Verstandes in 
Uebereinstimmung zu bringen suchen. — Und so schafft sie 
jenen idealen Stand der Unschuld, zu dem sich schwerlich je 
ein entsprechendes Original wird finden lassen. Dieser Stand 
der Natur gewährt uns Vergnügen, indem wir die Menschheit 
in: ihrer zwangslosen Einfalt, in ihrer unschuldigen Güte und 
unbefleckten Reinheit erblicken. Er gewährt uns Schmerz, in- 
dem wir dem Menschen der Kultur den Naturmenschen gegen- 
überstellen und unsere eigene Entartung und Verderbtheit (die 
an und für sich schon eine ergiebige Quelle des Missvergnügens 
ist) durch den Ansatz, den sie mit diesem Ebenbilde Gottes 
macht, sich in noch grösserer Klarheit unserer Seele, vor Augen 
stellt. Aus beiden entspringt das Gefühl der Wehmut, die 
unsere Kräfte in ein empfindliches Ermatten versenkt und sich 
im Spiele die Sehnsucht nach jenen seligen für uns nicht mehr 
vorhandenen Zeiten auflöst. 
Auf Grund dieser Betrachtungen äussert sich nun Feuer 
I). Meissners „Apollo“ über den Stand der Natur, Hier gibt Feuerbach 
ein Bild des Naturstandes, .das dem in Rousseau’s „Discours sur l’in&galite&“ 
und seinem „Emile“ ähnelt.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.