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dieses von einem „der Besten unserer Zeit“ abgegeben
wurde, von unserm Altmeister „Göthe.“
Göthe schreibt über Grübeis Gedichte:
Die Grübel'schen Gedichte verdienen wohl, neben den
hebel'schen genannt zu werden: denn, obgleich schon länger
gedruckt, scheinen sie doch den Liebhabern nicht, wie sie ver—
dienen, bekannt zu sein. Um sie völlig zu genießen, muß man
Nürnberg selbst kenneu, seine alten, großen städtischen Anstal—
ten, Kirchen, Kath- und andere Gemeinhäuser, seine Straßen,
Plätze, und was sonst Oeffentliches in die Augen fällt; fernet
sollte man eine klare Ansicht der Kunstbemühungen und des
technischen Treibens gegenwärtig haben, wodurch diese Stadt
von Alters her so berühmt ist, und wovon sich auch noch
jetzt ehrwürdige Reste zeigen. Denn fast nur innerhalb dieser
Mauern bewegt sich der dichter, selten ist es eine ländliche
Scene, die ihn interessirt, und so zeigt er sich in seinem We—
sen und Gesinnung als das, was“ er wirklich ist, als recht—
lichen Bürger und Klempnermeister, der sich freut, mit dem
alten Meister Sachs so nahe verwandt zu sein.
Wenn der Dichter überhaupt vor vielen Andern darin
einen Vorzug hat, daß er mit Bewußtsein ein Mensch ist, so
kann man von Grübel sagen, er habe einen außerordent—
lichen Vorsprung vor andern seines Gleichen, daß er mit
Bewußtsein ein Nürnberger Philifter ist. Er steht wirklich
in allen seinen Darstellungen und Aeußerungen als ein un
erreichbares Beispiel von Geradsinn, Menschenverstand, Scharf—
blick, Durchblick in seinem KUNreise da, daß er demjenigen, der
diese Eigenschaften“ zu schätzen weiß, Bewunderüng sablockt.
Keine Spur von Schiefheit, falscher Anforderung, dunkler
Selbstgenügsamkeit, sondern alles klar, heiter und rein, wie
ein Glas Wasser.
Die Stoffe, die er bearbeitet, sind meist bürgerlich oder
bäuerisch, theils die reinen Zustände als Zustände, da er
dann durch Darstellung das Gedicht an die Stelle des Wirk—
lichen zu setzen, und uUns ohne Reflexion die Sache selbst zu
geben weiß, wovon das Kränzchen ein unschätzbares Beispiel
geben kaun. Auf diese Weife versteht er die Verhältnisse
der Männer und Frauen, Eltern und Kinder, Meister, Ge—
sellen und Lehrbursche, Vachbarn, Nachbarinnen, Vettern und
Gevattern, so wie der Dienstmägde, der Dirnen, in Gesprä—
chen oder Erzählungen auf das Jebhäfteste und anmnuthigste
vor Augen zu stellen.
Manchmal ergötzt er sich an mehr oder minder bekann—