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in Halbfigur die Madonna, welche mit gefalteten Händen das Kind
anbetet. Im Mittelgrund sind zwei Engelchen beschäftigt, mit Giess-
kanne und Besen den Fussboden der Stube zu reinigen. Der Hinter-
grund zerfällt in drei Abteilungen. Während in der Mitte Engel
in der Luft schweben, eine Krone über der Madonna haltend oder
Rauchfässer schwingend, blickt man links durch eine geöffnete Thür
in Joscphs Werkstätte und schen ihn emsig bei der Arbeit, rechts
bietet ein grosses Fenster die Aussicht auf einen Wirtschaftshof.
Auf dem linken Flügel ist der h. Antonius, auf dem rechten der
nackte h. Sebastian, beide in Halbfigur dargestellt. Man sicht dem
Bilde deutlich an, wie es noch in Dürers Phantasie wogt, altes mit
neuem sich mischt. Dem Ausblicke in das Freie durch das geöffnete
Fenster begegnen wir auch auf Bildern aus Wohlgemuths Werk-
stätte, das liegende Christuskind, sowie die kleinen, in anderem
Masse gehaltenen Engel entstammen italienischen Erinnerungen
(Lorenzo di Credi und Carlo Crivelli), die Fein- und Kleinmalerei
das Glas Wasser mit einer Feldblume, der halbe Apfel auf der
Brüstung vor dem h. Sebastian mahnt an Jacopo de’ Barbari. Nur
die in den Lüften sich tummelnden Engel auf beiden Flügeln sind
Dürers Eigentum und stehen mit den Engeln im Marienleben in
naher Verwandtschaft, wie auch der idyllische Ton des letzteren
bereits hier anklingt. Der Dresdener Altar ist eine eigenhändige
Arbeit Dürers, was man bekanntlich von den anderen Altarwerken
aus seiner früheren Zeit nicht behaupten kann. So hat Dürer z.B
an der Malerei des dreiteiligen Altars, welcher in der Sommer-
residenz der Wiener Erzbischöfe, in St. Veit aufgestellt ist, durch-
aus keinen Anteil genommen. Das Mittelbild stellt die Kreuzigung,
die Flügel innen die Kreuztragung und Christus als Gärtner, aussen
die Heiligen Rochus und Sebastian dar. Die Gesellenarbeit kann
nicht bestritten werden. Lassen sich aber nicht wenigstens die
Skizzen zu den Bildern, teils in Basel, teils im Städelschen Museum
in Frankfurt bewahrt, für Dürer retten? Aber auch gegen die
Figenhändigkeit dieser Vorlagen, namentlich der Frankfurter, regen
sich manche Bedenken. Jedenfalls dürfen sie nicht so früh, in den
Anfang des sechzehnten Jahrhunderts angesetzt werden. Denn damals
hatte Dürer noch nicht die Technik, welche in diesen Blättern herrscht,
angenommen und mit Pinsel und Tusche die Skizzen zu entwerfen
geliebt. Kr folgte darin nur der Sitte seiner Zeit und fand, wie
die Besteller, es ganz in der Ordnung, dass er mit seinem Namen
Bildwerke deckte, welche nur unter seiner Aufsicht und nach flüch-