Metadaten: Das Hans Sachsfest in Nürnberg am 4. und 5. November 1894

II. Die Festtage — 
Und mild die Luft, obgleich das Jahr 
zum Abschied schon gerüstet war. 
In Mainz, so war mir, hielt ich Rast 
Das schien mir ausgewechselt fast: 
Sonst lebensfroh — in Herzeleid 
Traf ich die Stadt zur selben Zeit 
In Trauergugel Maunn und Weib, 
Und wie im Menschenstrom ich treib 
Drängt uns ein Leichenzug zur Seit'. 
Viel Frauen gaben das Geleit, 
Mit Palmen schritten längs dem Schrein 
Zwölf wunderschöne Jungfräulein; 
Der tote Mann, der drinnen lag 
Gebettet wie im Rosenhag, 
Der um Frau Minne Blumen wob, 
Er war es, Meister Frauenlob. 
Des Meistersanges Edelreis, 
Dem Kaiser Otto lieh den Preis, 
Der Wildling, der erst frisch gelaubt, 
War seines schönsten Schmucks beraubt 
Als ich voll Schmerz mich abgewandt 
Ergriff ein Engel meine Hand, 
Von dannen ging es meilenweit 
Und vor uns her entfloh die Zeit 
In Nürenberg vor einem Haus 
Auf einer Steinbank ruht ich aus. 
Wie ich zum Fenster schau' hinein 
In einer Wiege schmuck und fein 
Ein Knäblein lag in süßer Ruh', 
Mir schien, es höre eifrig zu— 
Er hatte zirkelrund um sich 
Neun Weiblein, zart und adelig*: 
Die hatten Macht ihn zu begaben 
Mit allem Schönen, was sie haben, 
Zu Straf' dem Laster, Lob der Tugend, 
Jur Lehr' dem Alter und der Jugend. 
Er hat es freilich erst erfahren, 
In Wels mit seinen neunzehn Jahren** 
*Aus Hans Sachs, Gespräch, die neun Gab Muse oder Kunstgöttin betr. 
**) Den Traum von dem Besuch der neun Musen hat Sachs in das Jahr 1513 
verlegt, wo er in Wels sich auf der Wanderschaft befand
	        
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