Volltext: Festschrift gewidmet den Teilnehmern an der 32. Wanderversammlung Bayerischer Landwirthe in Nürnberg vom 12.-14. Mai 1895

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Kampfplatz räumen zu müssen. Letzteres wird dann nicht der Fall sein, 
wenn wir diesem sehr beachtenswerten Betriebszweige unsere volle Aufmerk— 
samkeit schenken, die mehrfach wechselnden Ansprüche des Samenmarktes 
genau beachten und gerade von solchen Gemüsegattungen Samen produzieren, 
der anderwärts, wie z. B. der von Wirsing und Nürnberger Zwiebeln, 
nicht leicht in gleicher Güte beschafft werden kann. Es handelt sich für 
hiesige Gegend nicht um Vielerlei, das schon wegen der gefährlichen even— 
tuellen Verbastardierung mancher Samenpflanzen unterlassen werden muß, 
sondern um die Massenproduktion von hochfeiner, anderweitig nicht leicht 
erzielbarer Saatware von wenigen Gemüsegattungen. Es ist nur zu be— 
klagen, daß ein derartiges Ringen vielfach nur dann einen günstigen Aus— 
gang zu nehmen verspricht, wenn möglichst niedrige Offerte gestellt werden 
önnen und damit dem Gegner die Möglichkeit, weiter zu konkurrieren, 
genommen wird. 
1. Der Weißrübsamenbau. 
Die Weißrübsamenkultur wurde schon in früheren Dezennien in der 
Nürnberger Gegend schwunghaft betrieben. So berichtet die Denkschrift 
zur Feier des 50 jährigen Bestandes des landwirtschaftlichen Vereins in 
Bayern, München 1860, auf Seite 621, daß um Nürnberg schätzungsweise 
1680 Ztr. à 50 Kg produgiert werden und daß 1bayer. Tagwerk (14 ha) 
frisch gedüngt 18 Ztr. Samen abwerfe, eine Menge, die mindestens um 
das Doppelte zu hoch gegriffen ist. Da dermalen die Produktion von 
Stoppelrübsamen sich zwischen 2600 und 8200 Zentnern bewegt, so ist 
rür die hiesigen Orte in den letzten 85 Jahren eine Zunahme um 50—-90 90 
zu konstatieren. Eine ähnliche läßt sich auch für die Bamberger Gegend 
nachweisen, denn Dr. Haupt gibt in einer Beilage zum Jahresbericht über 
das Lyceum zu Bamberg pro 1865/66 auf Seite 34 für dieselbe 112 Ztr. 
an, während sie jetzt, also nach 80 Jahren, auf Grund von Nachrichten 
aus Handelskreisen auf 130200 Zir. zu taxieren ist. 
Die Produktion von Weißrübsamen ist ziemlich sicher, und es läßt sich nur 
selten eine Fehlernte verzeichnen, da die Weißrüben in der Blüte sowohl 
gegen einige Grade Kälte, wie auch gegen häufige Niederschläge im Gegensatz 
zu Kohlrabi, Wirsing u. s. w. wenig empfindlich sind. Die Hauptsache 
ist die Auswahl eines guten, tiefgründigen, frischen oder lehmigen Sand— 
bodens, der den üppig und rasch wachsenden Samenpflanzen im Laufe 
der Vegetation genügend Wasser zur vollkommenen Ausbildung der Stengel, 
Blätter und reproduktiven Organe bietet. Ist der für die Weißrüben 
bestimmte Boden an und für sich zu trocken oder tritt wie im Jahre 1898 
großer Mangel an Feuchtigkeit ein, so kann sich der Ertrag statt wie ge— 
wöhnlich auf 21 -24 Ztr. pro ha nur auf die Hälfte und noch weniger 
belaufen. Die Mehrzahl der Stoppelrübsamenanlagen steht auf frischen
	        
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