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20 II. Die Festtage 65—
Auflage des Bandes, der nun — 1560 — als erster der
Folioausgabe erschien. Aber auch der Dichter hatte unter—
dessen, sei es vom Verleger ermuntert, sei es aus eigenem
Antrieb, für die Forsetzung seines Werkes rüstig weiter gear—
beitet und artliche und gebundene Gedichte mancherlei Art
zusammengebracht, Tragödien, Komödien, Spiele, Gespräche,
Sprüche und Fabeln, 312 Gedichte im ganzen, die überhaupt
noch nicht im Druck erschienen waren. Sie bildeten den
Inhalt des „anderen Buches“ oder zweiten Bandes, der
gleichfalls im Jahre 1560 erschien.
Ursprünglich war die Folioausgabe auf drei Bände an—
gelegt. „Das dritt und letzt Buch“ erschien im folgenden
Jahre. Aber nach des Dichters Tode, und zwar im Jahre
1578, gab der Nürnberger Buchhändler Joachim Lochner „das
vierdt Poetisch Buch“ und 1579 „das fünfft vnd letzt Buch“
des Hans Sachs heraus, die er mit nicht geringen Kosten
erworben hatte. Das Titelblatt der beiden Bände schmückt
ein nach Jost Ammans Stich gearbeiteter Holzschnitt in
Renaissanceumrahmung.
Außer dieser Folidausgabe war auch die Kemptener
Quartausgabe (1612 -1616) in zwei Bänden auf der Aus⸗
stellung vertreten.
In der wüsten Zeit des 80jährigen Krieges und unter
dem verderblichen Einfluß der unnatürlichen und gezierten
Sprachgesellschaften entfernte man sich nach und nach immer
mehr von der kernigen und urdeutschen Dichtung des Haus
Sachs, bis man ihn beinahe völlig vergaß.
Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts mußte dann der
„teutsche Poet“ in aller Form wieder entdeckt werden.
Gottsched, Lessing, Herder, Wieland, vor allen aber Goethe
waren es, welche auf Hans Sachsens Bedeutung hinwiesen
und ihn wieder zu Ehren brachten. Vom Band des „Teut—
schen Merkur“ aus dem Jahre 1777 war die Seite aufge—
schlagen, wo das berühmte und für die Wiederweckung der