Inhaltsverzeichnis: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

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wärtig war. Seine Bemerkungen zielen auf die Schulmeister- 
poesie. Wenn ein Schulmeister schlechte Verse macht und meint, 
ein anderer Vergil zu sein, so fühlt sich Rist an Hans Sachs 
‚erinnert: „Es waren aber seine Reimen, wie des alten Meister- 
Singers zu Nürnberg, Hans Sachsen, wiewol unser Schuhlmeister die 
Gebände, wie auch den Toon der Syllaben, bey weitem nicht so 
wol, als Hans Sachse in acht genommen.“! Ob der Prediger von 
Wedel, der 1645 als Daphnis aus Cimbrien in den Nürnberger 
Pegnitzorden aufgenommen worden war, Hans Sachs besonders 
kannte, läßt sich, soweit ich seine Werke überschauen konnte, nicht 
nachweisen, In seiner Tragödie „Perseus“ (1634) findet sich wohl ein 
niederdeutscher Schwank, dessen Stoff auch von Hans Sachs dramati- 
siert wurde, aber dieses auf Boccaccio zurückgehende Geschichtehen 
war mehrfach verbreitet. * 
Nachdem jedoch einmal der Peter Squenz von Andreas 
Gryphius so glücklich in den Kampf gegen das Pritschmeister- 
unwesen hineingestellt worden war, wußten auch andere sich den 
Stoff zunutze zu machen. Der findige Zittauer Rektor Christian 
Weise wurde durch Gryphius zu seiner „Parodie eines neuen 
Peter Squenzens von lautern ABSURDIS COMICIS“, die 1682 in 
Zittau auf die Bühne kam, angeregt. Das Verzeichnis der Stücke, 
das die Komödianten hier darbieten, ist völlig verschieden von dem 
bei Gryphius; dargestellt wird schließlich Tobias und die Schwalbe, 
also ein Stück des Rektors selbst. Übrigens hatten nach Rists 
Bericht bereits die englischen Komödianten auch dieses Spiel auf 
ihrem Repertoire. ® In Weises „Parodie“ erscheint nur einmal ein An- 
klang an Hans Sachs. Nikodemus Leyermann. hat ein Stück vor- 
rätig „von dem Ausbund. aller bösen Weiber“. Selbst im Besitze 
einer bösen Frau begründet er die Neunzahl der Akte dieser 
Komödie damit, daß ein Mann seiner Frau erst neun Häute durech- 
schlagen müsse, „ehe sie fromm wird“.* Dabei werden wir natür- 
1 Die Aller Edelste Belustigung Kunst- und Tugendliebender Ge- 
mühter ... von Dem Rüstigen. Hamburg, 1666, S. 269, vgl. auch S. 268, 
? Vgl. Karl Theodor Gaedertz, Das niederd. Schauspiel, Berlin, 1884 
in dem Abschn.: Das nd. Drama von den Anfängen bis zur Franzosenzeit, 
S. 54 Anm. 
3 Burg a. a. O0. S. 152. 
* Christian Weisens Zittauisches Theatrum Wie solches Anno 
MDCLXXXII praesentiret worden. Dresden, 1699, &. 269.
	        
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