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Wunde gemacht hatte, und zu denen auch die Blutspur
stimmte. Merkwürdig, daß er sie trotz der furchtbaren Angst
und Aufregung so genau im Kopfe behielt! Auffallend ist
ferner, daß der Mörder, der doch sonst so gewandt und vor—
sichtig handelte, als Kaspar blutend und lautlos am Boden
lag, ihm nicht noch einen handfesten Stich, etwa ins Genick
gab, um seiner Sache sicher zu sein, sondern es bei dem
ziemlich aufs Geradewohl geführten „Hieb oder Stoß“, dessen
Wirkung er nicht absehen konnte, bewenden ließ. Gesehen
ist eine dem Mörder entsprechende Person von Niemand
worden, obwohl er das Haus bei hellem Tag verlassen hat.
Den auch von Herrn v. Artin vorgebrachten Erzählungen von
Personen, die unter verdächtigen Umständen in der Nähe
gesehen wurden, stehen die Aussagen des Polizeirittmeisters
Wüst gegenüber. Aus den letzteren geht hervor, daß trotz
der sorgfältigsten Untersuchung keine Spur zu Tage gefördert
ist. Diese auffällige Thatsache hier wie nach dem Anschlage
von 1833 damit zu erklären, daß die großen und mächtigen
Hintermänner des Verbrechens alles aufgeboten haben, um
die Spur zu verwischen, ist doch etwas gewagt. Solche
Mächtigen würden wohl einzelnen Personen mit Gold den
Mund geschlossen, aber doch nicht eine mit Ernst betriebene
Kriminaluntersuchung vereitelt und alle, welche aus persön—
lichem Interesse der Sache nachforschten, in ihrer Thätigkeit
lahmgelegt haben. Waren übrigens die Hintermänner des
Verbrechens vermöge ihrer Stellung dem Arme der bürger—
lichen Gerechtigkeit nicht erreichbar, so handelten sie klüger,
wenn sie den Mordanfall ignorierten, als wenn sie durch
Bestechungen sich neue Mitwisser und lästige Mahner groß—
zogen.
Der Miörder ist nie ermittelt worden, der Mordversuch
bleibt in Dunkel gehüllt. Es giebt noch verschiedene An—
sichten über den Vorfall, so die, daß böse Buben Kaspar