Objekt: Eppelein von Gailingen, und was sich seiner Zeit mit diesem ritterlichen Eulenspiegel und seinen Spießgesellen im Fränkischen zugetragen

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und trug einen auf den Schultern. Der schwenkte mit 
dem Tuche nach allen Seiten und rief ein über's andere— 
mal: „Der Eppelein ist gefangen!“ Und Tausend' und 
Abertausende wiederholten es. 
Da fuhren alle Fenster auf, und sah'n die Kauf— 
herren heraus, und ihre Frauen und Töchter, stürzten 
Dirnen, Gesellen, Soldknechte und Mönche heraus und 
schrieen: „Wie, wo, was der Eppelein?“ 
Der droben auf den Schultern schrie auch immer 
fort, man hört' ihn aber bald nimmer, vielmehr sah man 
ihn nur das Tuch schwenken; denn die viel' Tauͤsende 
waren ganz außer sich. 
Eh' nun der Rat deren Ruf erkannte, erbebte er 
wohl; denn er dachte, die Zeit von weiland Kaiser Ca— 
rolus sei wieder gekommen, das Volk stehe auf, und sie 
müßten etwan wieder in Säcken und Fässern entfliehen. 
Da sie aber mit einemmale begriffen, was Freudenbot— 
schaft da ankäme, fiel ihnen ein Zentnerstein vom Herzen. 
Sie empfingen den Boten mit offenen Armen und ließen 
ihm kaum Zeit zu beginnen, denn vor Wonne waren sie 
aus dem Konzept gekommen. 
Als er endlich zum Sprechen kam, verlangt' er erst 
eine Labung, schwang das Glas und sprach: „Der Eppe— 
lein ist gffangen! Auf das Wohl lobesamer Reichsstadt, 
die von ihrem ärgsten Feind befreit ist!“ Die Sach' 
aber war so: 
„Der Eppelein hat der Städte Bund erkundet, 
wollt' sich seinerseits Gesellen und Freunde werben, dann 
aber — ganz Nürnberg anzünden, an allen 
Ecken zugleich! 
Da kam der Jäcklein dahinter. 
Weil nun aber Eppelein nicht wußte, daß Jäcklein 
am Leben sei, ließ der selber am rechten Orte fallen, er 
sei am Leben, und nannte das Dorf, d'rin er sich ver— 
borgen halte. 
Das erfuhr der Eppelein, so just zu Freunden ritt, 
geriet alsbald in große Wut und beschloß, von seinem 
Weg' abzulenken und den Jäcklein zu erstechen.
	        
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