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Nachfragen und Bemühungen um eine verftändige Hebanıme
lange Zeit vergebens; in ganz Preußen war Feine foldhe zu
finden und es blieb nichts Andres übrig, Die Herzogin mußte
fich in der Noth an des Hieronymus Schürftab’s Mutter Feli:
citas wenden. „„Öemeinem Sprüchwort nach,“ fchrieb fie ihr
unter Yndern, „pflegt man zu fagen: in der Noth erkennt man
den Freund. So haben wir auch in der Noth, die uns jebiger
Seit fürfällt, Euch mit diefem Schreiben gnädiglih zu befuchen,
nicht umgehen mögen und fügen Euch hiermit zu vernehmen,
daß wir verhoffen, ungefährlid um Oftern unferer fröhlichen
Bürden entledigt zu werden. Dieweil denn in diefen unfern
Canden Feine rechtjchaffene, aqute Wehmutter, damit wir wohl
verforgt fein möchten, zu befommen, jo ift unfer gnädiges Be:
gehren an Euch, weil diefe Sache unfern eigenen Leib und
Sefundheit betreffen thut, Ihr wollet neben Eurer Freundichaft
bemübt fein, uns eine gute, rechtihaffene und verftändige Heb-
amme, Darauf wir uns verlaffen dürfen, zu Wege zu bringen,
und wenn Ihr eine befomnt, mit allem Fleiß zu handeln, daß
fie fih ganz zu uns herein begebe und allhie bleiben wolle,
'o foll fie dermaßen gehalten und verforat werden, daß fie {ich
nicht zu Heflagen hat“
„Doch genug. Ihr werdet, wenn Ihr einige Zeit unter
uns verweilet, Cum noch mehr davon überzeugen, in wel:
chem Aufihwung in Künften und Gewerben unfer Nürnberg
jept Dafteht; und daß eS unter den RMeichsftädten Deutich-
lands wohl wenige giebt, die ihm im Kunftfleiß, Fünftleriicher
Meifterfchaft und in einem fo aufgewedten, aufftrebenden und
oieljeitigen induftriellen Leben zu vergleichen find, und wohl
feine einzige, Die vor ihm noch in Vorfchritt wäre. Und die:
len Ruhm — e8 darf auf ihn ftolz fein, denn es hat ihn in
der Ferngejunden Lebensfraft feiner tüchtigen Bürgerichaft fich
jelbft errungen — behauptet unfer Nürnberg in ganz Deutlich:
(and und noch weit über feine Grenzen hinaus.“