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„Meine heiße Minne zu Dir ist Sünd'. Die Mutter hat's
gesagt — ich muß des Cunntzen Syghart SFeidlerin werden!“
Damit reißt sie sich los und stürmet von dannen, als wäre sie
von der Meute gehetzet.
Der Sifrit weiß sich das Gebahren der Geliebten mit
nichten verständlich zu machen; eilenden Schrittes folgt er ihr
nach. Schier atemlos betritt er den Zabelshof, allwo er eben
noch der Els' Gewand hat verschwinden sehen.
„Mutter Puchner“ — so stürmt er in's Wohngemach —
„Ihr gebt mir doch die Els?) Ihr wißt wohl längst, daß ich
sie lieb,, so sehr lieb, wie männiglich nur lieben kann! — Sie
soll mein Weib, meine Beilige sein, die ich auf den Händen
durch's Leben trag'! Was sagt sie von Sünde? Ihr hättet's
gesagt? Sprecht, was ist's mit der Els?“ drängt er in die
Frau, so starr vor Erschrecken kein Glied zu rühren vermag. —
Nun hebt sie bittend die Hände zu ihm empor. „Sifrit,“ — fleht
sie — „habt Erbarmen, mit uns Allen! Laßt die Els frei!
Sie muß des SFeidlers Syghard Ehgemal werden, sie hat's ihm
zugesagt. Nimmer darf der Treue um sein Lebensglück kommen!“
„Und ich?!“ — fragt Sifrit mit bitterem Vorwurf —
„ich gelt Euch nichts! Ich, der allbereit einmal hat entsagen
müssen, den die Verzweiflung hinausgetrieben hat in die weite,
fremde Welt, der landfremd heimgekehret und anjetzo, da er
sein Glück gefunden, es um eines Andern willen wieder her—
geben soll!. . . . . nach mir und meinem Jammer fragt Ihr
nicht? Und auch nach der Els Seelenruh' fragt Ihr mit nichten,
denn wißet, mir, mir ganz allein gehört ihr Herz zu eigen!
Ist es nicht eine schwere Sünd', wolltet Ihr die Magd zwingen
den zu ehelichen, dem ihre Lieb' nicht gehöret )! — 22
„O Sifrit! Martert mich nicht zu Tode, ich will's ja
nicht, aber sie selbst hat's dem Cunntzen zugesagt; gleich nach
seiner Rückkehr soll der Eh'bund geschlossen werden. Sein Herz
hängt daran — und die Kinder — denkt an die armen Wais—
lein der Sus!!“